11.02.2015 | Europa

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Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt soll Beeinflussungsversuche durch die Industrie untersuchen. Bild: BMEL

In einem offenen Brief fordern mehrere Organisationen den deutschen Agrarminister auf, den Einfluss industrienaher Experten auf Behörden und Gremien zu unterbinden, die mit der Risikobewertung von gentechnisch veränderter Pflanzen In Verbindung stehen. Der Imkerverband, die Vereine Testbiotech und Sambucus, sowie das Gen-ethische Netzwerk drücken in diesem Schreiben ihre Besorgnis aus, dass die Sichtweise der Industrie die Diskussion über Gentechnik-Risiken zunehmend dominiere. Damit könnte eine kritische Untersuchung der Risiken gentechnisch veränderter Pflanzen behindert oder gar verhindert werden. Das aktuellste Beispiel solcher Einflussnahme stamme aus der Schweiz. Am 27. Januar dieses Jahres fand in Bern die Tagung „Neue Verfahren in der Pflanzenzüchtung – Nutzen und Herausforderungen“ statt, bei der auch Professor Schiemann vom deutschen Julius Kühn-Institut (JKI) als Referent auftrat. Nach Berichten von Teilnehmern soll er sich dabei dahingehend geäußert haben, dass das JKI neue, umstrittene Verfahren der genetischen Veränderung von Pflanzen nicht nur entwickele und anwende, sondern daraus entstehende Pflanzen auch freisetzen wolle, ohne sie nach dem Gentechnikrecht auf Risiken zu prüfen und registrieren zu lassen.

Die Einordnung der erwähnten neuen Pflanzenzuchtverfahren (wie der Einsatz von Nukleasen und Oligonukleotiden) ist umstritten. Während sich eine wachsende Zahl von Non-Profit- Organisationen für eine Regulierung der neuen Technologien nach dem Gentechnikrecht stark macht, wollen die Betreiber Zulassungsverfahren und Kennzeichnung möglichst vermeiden. „Herr Schiemann scheint hier im Sinne der Befürworter der neuen Technologien (an denen auch große Konzerne wie Monsanto und Syngenta interessiert sind) Fakten schaffen zu wollen“, heisst es im offenen Brief. Es brauche dringend Massnahmen, welche die Unabhängigkeit der Bundesbehörden sicherstellen.

Externer Link: Informationsdienst Gentechnik