Auskreuzung

21.05.2014 | Schadensfälle

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Gemäss Cartagena-Protokoll muss die biologische Vielfalt vor einer länderübergreifenden, unkontrollierten Ausbreitung gentechnisch veränderter Organismen geschützt werden.

Ein breites Bündnis hat einen Appell an die Vertragsstaaten des Übereinkommens über die Biologische Vielfalt (CBD) und des Cartagena-Protokolls lanciert. Sie verlangen internationale Verbote der Freisetzung von gentechnisch veränderten Pflanzen, falls diese sich unkontrolliert ausbreiten können oder es zu einer Anreicherung mit Transgenen im Saatgut der Ursprungsregionen unserer Nutzpflanzen kommen kann. Die Organisationen fordern die Mitgliedsländer der Konvention über die Biologische Vielfalt (CBD) und des Cartagena-Protokolls auf, aktiv zu werden. Denn nach dem Wortlaut des Cartagena-Protokolls, das Teil der CBD ist, muss die biologische Vielfalt vor einer länderübergreifenden, unkontrollierten Ausbreitung gentechnisch veränderter Organismen geschützt werden. „Inzwischen sind bereits mehrere Beispiele für die unkontrollierte Ausbreitung gentechnisch veränderter Pflanzen in der Umwelt dokumentiert: Baumwolle in Mexiko, Raps in Nordamerika, Japan, Australien und der Schweiz sowie Gräser in den USA. Darüber hinaus wurden wiederholt Transgene in regionalen oder ursprünglichen Sorten gefunden, so zum Beispiel in mexikanischem Mais und in Reis aus China“, sagt Elena Álvarez-Buylla aus Mexiko.

aegilops

Weizen (Triticum aestivum L.) ist weltweit die wichtigste Nutzpflanze. Weizen wird auf etwa 215 Millionen Hektaren angebaut. Verschiedene Konzerne und Hochschulen versuchen heute, transgenen Weizen zu entwickeln und auf den Markt zu bringen. Dabei geht es um gentechnisch eingeführte Eigenschaften wie Herbizidresistenz, Pilzresistenz oder Trockentoleranz.

Ein entscheidender Aspekt in der Risikodiskussion über transgenen Weizen ist die Möglichkeit einer Übertragung des eingefügten Fremd-Gens aus dem transgenen Weizen auf andere Varietäten und in Wildpflanzen. Es muss verhindert werden, dass eine Übertragung des Merkmals der Wildpflanze Vorteile verleiht, d.h. dass Unkräuter und Wildpflanzen nicht invasiver werden.

Im Hauptinteresse steht die Übertragung von Genen aus Weizen auf Wildpflanzen der Gattung Aegilops. Aegilops wird z.B. in Südeuropa in enger Nähe zu Weizenfeldern gefunden (Feldränder, Strassenränder etc.). In den USA ist eine Art der Gattung Aegilops als ein lästiges Unkraut bekannt. Zudem überlappen sich die Blühzeiten von Weizen und Aegilops, was die Wahrscheinlichkeit eines Genfluss zwischen ihnen erhöht.

In zweijährigen Feldversuchen in Spanien wurde der Genfluss zwischen Weizen und Aegilops unter Feldbedingungen simuliert. Es wurde gezeigt, dass eine Hybridisation (Auskreuzungsrate von etwa 0.3%) stattfindet. Die Hybride sind teilweise fruchtbar und können mit dem Weizen rückkreuzen.

Die Studie gibt einen Hinweis für ein Risiko bei einem Anbau von transgenem Weizen. Der experimentell bestimmte Genfluss zwischen Weizen und Aegilops zeigt, dass bei einer Risikobewertung die Übertragung von Transgenen aus Weizen in Aegilpos berücksichtigt und verhindert werden müssen.

Oregon_Bentgrass

In den USA (Bundesstaat Oregon) wurde erstmals die Übertragung von Genen aus gentechnisch veränderten Pflanzen in eine Wildpopulation nachgewiesen. Ausgangspunkt war ein von der US-Landwirtschaftsbehörde bewilligter Anbau von gentechnisch verändertem Straussgras (bentgrass; Agrostis stolonifera) auf einer Fläche von 162 Hektaren innerhalb einer 4453 Hektar grossen Kontrollfläche des Oregon Department of Agriculture. Das herbizidresistente Gentech-Straussgras etablierte sich in einiger einzigen Vegetationsperiode über mehrere Kilometer weit von der Anbaustelle weg. In mehreren Fällen der Verbreitung des Herbizidresistenz-Gens in Wildpflanzen war Pollentransfer, in anderen Fällen die Verbreitung von Gentech-Samen die Ursache. Die Herbizidresistenz gegenüber Glyphosat, die von den Wildformen von Agrostis aufgenommen wurde, kann den Wildarten Vorteile bringen und das Transgen kann sich weiter verbreiten. Die ökologischen Folgen sind noch unklar.