Im Glossar werden Begriffe rund um die Bio- und Gentechnologie genauer ausgeführt und erklärt.
A
Aedes-albopictus-Mücken
Aedes albopictus-Mücken oder «Asiatische Tigermücken» können Krankheiten übertragen wie das Chikungunya-Fieber (siehe Eintrag unter Kategorie C), das Denguefieber oder den Zikavirus. Die Asiatische Tigermücke sticht Menschen, aber auch Vögel und andere Tiere und kann so Krankheiten von Tieren auf Menschen übertragen. Die Asiatische Tigermücke war ursprünglich in den süd- und südostasiatischen Tropen und Subtropen beheimatet. Sie hat sich aber in den letzten 30 Jahren weltweit stark verbreitet und sich auch im Mittelmeergebiet niedergelassen. Auch an kältere Klimazonen hat sie sich angepasst.
Externer Link: Unterscheidung der Asiatischen Tigermücke von der bei uns beheimateten Ringelmücke
Adenoviren
Adenoviren sind hüllenlose Viren, deren Erbinformation aus DNA besteht. Sie sind Auslöser vieler Krankheiten, von Atemwegs-erkrankungen über Bindehautentzündung bis zu Magen-Darm- Infekten. Damit ein Impfstoff wirken kann, muss die Erbinformation für das Virus-Oberflächenprotein, welches die Immunantwort auslöst, in die menschliche Zelle gelangen. Dazu werden bei einigen Impfstoffen (Johnson & Johnson, AstraZeneca) Adenoviren verwendet.
Adjuvanzien
Manche Impfstoffe enthalten sogenannte Adjuvanzien. Das sind Hilfsstoffe, die die Wirkung des Impfstoffes beeinflussen, steuern oder verstärken, ohne eine eige-ne medizinische Wirkung zu entfalten. Somit sorgen sie dafür, dass mit weniger Wirkstoff mehr Menschen geimpft werden können. Häufig handelt es sich um Aluminiumverbindungen. In jüngster Zeit wurde die Entwicklung neuer Adjuvanzien gar ins Zentrum des Impfstoffdesigns gerückt, um immer adäquatere Immunantworten hervorzurufen. Genbasierte Impfstoffe (z.B. Biontech/ Pfizer oder Moderna) enthalten keine solche Wirkstoffverstärker.
Agrobiodiversität
Agrobiodiversität ist die biologische Vielfalt der für die Land-, Forst-, Fischereiwirtschaft genutzten Zuchtformen von Tieren, Pflanzen und Mikroorganismen sowie ihrer verwandten Wildarten. Sie bildet das Fundament der Ernährungssicherheit, da der Anbau und die Zucht von diversen Arten, Sorten und Rassen die Risiken durch Klimaextreme,
Schädlingsbefall und Krankheiten mindert. Eine hohe Agrobiodiversität trägt auch zur Regulierung des Wasserkreislaufs bei und schafft Lebensräume für Bestäuber wie Bienen oder Insekten und für Tiere, die wichtige Funktionen im Ökosystem erfüllen, etwa im Kampf gegen Schädlinge.
Agrarökologische Bewirtschaftungssysteme
Agrarökologie ist gleichzeitig Wissenschaft, Praxis und Bewegung und zielt auf den dringend benötigten Wandel zu gesünderen Ernährungssystemen ab, die sowohl nachhaltig als auch produktiv sind. Dabei werden wissenschaftliches Denken, indigenes Wissen sowie moderne Managementsysteme zusammengeführt, um Ernährungssicherheit, Lebensgrundlagen, biologische Vielfalt und den Ressourcenschutz zu verbessern. Die Agrarökologie basiert auf der Vielfältigkeit der landwirtschaftlichen Systeme und strebt die Erhaltung von lokalem Saatgut und Nutztierrassen, verbesserte Bodenfruchtbarkeit und Wasserrückhaltung sowie die Wiederverwertung von Nährstoffen und Energie an. Die Abhängigkeit von externen Inputs wird vermindert. Die Agrarökologie räumt dem Zugang zu Land, gesunden und nachhaltigen Nahrungsmitteln und menschenwürdiger Arbeit Vorrang ein. Die Schweiz spielt unter anderem wegen ihrer führenden Forschungsstellen in agrarökologischen Ansätzen und Erfahrungen in Gestaltung nachhaltiger Produktionssysteme bei Ausbau der Agrarökologie eine Vorreiterrolle. Sie plant Initiativen zur Förderung von leistungsstarken agrarökologischen Ansätzen, welche in die heute üblichen Landwirtschaftssysteme integriert werden sollen, um zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele der UNO massgeblich beizutragen. UN-Organisationen, Regierungen (Schweiz: DEZA, SECO, BLW), Impact-Investoren, Stiftungen und zahlreiche weitere Akteure unterstützen agrarökologische Bewirtschaftungssysteme weltweit. Solche sind beispielsweise Agroforstwirtschaft und Permakultur.
Agrogentechnik
Als Agrogentechnik oder grüne Gentechnik bezeichnet man den Einsatz von gentechnischen Verfahren in der Landwirtschaft. Bisher wurde vor allem in das Genom von Pflanzen eingegriffen (Pflanzenzüchtung), so gibt es heute zum Beispiel gentechnisch veränderte Mais-, Raps-, Baumwoll- oder Sojapflanzen. Deren Anbau ist in der Schweiz bis zum Ablauf des bestehenden Moratoriums verboten. Auch Tiere geraten verstärkt in den Fokus gentechnischer Manipulationen. Ein Gentech-Lachs, der schneller wächst, ist in den USA bereits zum Konsum freigegeben worden. Die neuen, billigeren und angeblich präziseren gentechnischen Verfahren wie das Genome-Editing haben einen zweiten Boom in der Agrogentechnik ausgelöst.
Agroforstsysteme
Bei Agroforstsystemen wird die gleichzeitige Nutzung von Gehölzen, Ackerbau und/oder Tierhaltung angestrebt. Für die landwirtschaftliche Produktion entstehen vorteilhafte Wechselwirkungen
zwischen den einzelnen Komponenten. Agroforstsysteme finden sich in sehr unterschiedlichen Ausprägungsformen. Ziel ist es, die landwirtschaftlich genutzten Flächen ökonomisch, ökologisch und auch landschaftsästhetisch aufzuwerten. Das innovative Konzept besinnt sich auf uralte Landnutzungsformen, die bis ins 19. Jahrhundert auch in Europa verbreitet waren. Durch die fortschreitende
Rationalisierung und Intensivierung wurden Bäume als Störfaktoren angesehen und grösstenteils von den Feldern entfernt. In den Tropen und Subtropen hat die Agroforstwirtschaft aber weiterhin eine grosse Bedeutung.
Anaphylaxie
Der Begriff Anaphylaxie bezeichnet schwere unerwartet und rasch auftretende allergische Reaktionen, die im schlimmsten Fall zum Tod führen können. Anaphylaxien, zeichnen sich durch Blutdruckabfall, Bewusstlosigkeit und Schockzustand aus. Am häufigsten werden sie durch Insektenstiche, Nahrungsmittel oder Medikamente ausgelöst. Sehr selten können auch Impfungen bzw. in der Impfung enthaltene Hilfsstoffe solche Reaktionen auslösen. Auf diese Gefahr wird üblicherweiseexplizit hingewiesen.
Apfelschorf
Der Apfelschorf ist eine der bedeutendsten Krankheiten im Kernobstbau weltweit und wird durch den Schlauchpilz Venturia inaequalis verursacht. Vor allem bei nassem Wetter kann er erhebliche Schäden anrichten. Der Apfelschorf hinterlässt bräunliche Flecken auf den Blättern und Früchten. Obwohl letztere gefahrlos verzehrt werden können, sind die fehlerhaften Früchte für den Markt unattraktiv. Beliebte Apfelsorten wie Golden Delicious sind besonders anfällig. Andere, weniger anfällige Sorten wäre vorhanden, werden aber zu wenig gefördert.
Artenvielfalt
Die Artenvielfalt bezeichnet die Vielfalt der biologischen Arten in einem Ökosystem. Wie viele Arten auf unserer Erde existieren, ist nicht bekannt. Schätzungen bewegen sich zwischen 10 und 100 Millionen Arten. Beschrieben sind rund 1,8 Millionen. Rund 70 Prozent aller Arten wachsen in den 17 sogenannten "Mega-Diversitätsländern" in den Tropen und Subtropen. Die Artenvielfalt ist ein Mass bei der Bestimmung der Biodiversität, die neben der Artenvielfalt auch die genetische Vielfalt und die Vielfalt der Ökosysteme beinhaltet.
B
Bionik
Ziel der Nanobionik ist es, durch die Integration spezieller Nanopartikel lebenden Organismen etwa Pflanzen – neue Fähigkeiten zu vermitteln. So können Nanopartikel Leuchtenzyme (Luciferase) in Nanohüllen einschliessen und diese durch die Pflanze aus einer Lösung aufnehmen lassen. Die nanobionischen Werkzeuge können aber auch dazu genutzt werden, um Signalwege der Pflanzen aus ihrer Umwelt im Lebendigen Organismus zu erkunden. Da die Pflanzen nicht gentechnisch verändert sind, wird die Veränderung nicht weitervererbt. Noch müssen die Forschenden jedoch einige grundlegende Fragen klären, etwa dazu, wie das Einkapseln in Nanopartikel den Transport durch die Zellwand und Zellmembranen beeinflusst.Biolandbau akut bedroht
Immerhin erkennt die EU-Kommission in dem Entwurf an, dass Gentechnik den Grundprinzipien von Bio widerspricht und hält den Ökolandbau für alle Gentechniken, auch die neuen, verschlossen. Allerdings lässt der Gesetzesentwurf völlig offen, wie Gentechnikfreiheit in der Praxis zukünftig funktionieren könnte: Denn bis auf die Kennzeichnung von Saatgut und ein Transparenzregister sind keine Möglichkeiten beschrieben, wie eine «Koexistenz» von Bewirtschaftungsformen mit und ohne Gentechnik verursachergerecht geregelt werden kann.
Biolumineszenz
Biolumineszenz ist die Fähigkeit eines lebenden Organismus, Licht zu erzeugen und auszusenden. Ermöglicht wird dies durch Reaktionen, bei denen chemische Energie durch die Organismen in Licht umgewandelt wird. Dabei werden Leuchtstoffe (sog. Luciferine) mithilfe von Enzymen (Lucifer-asen) oxidiert. Beim Zerfall der Luciferine entsteht Energie, die in sichtbares Licht umgewandelt wird. Aufgrund der Wellenlänge (λmax 530 nm) nehmen wir das Leuchten meistens als Grün wahr. Biolumineszenz kommt im Tierreich häufiger vor: Zahlreiche Käfer, Kopffüsser, Tiefseefische können leuchten. Das Phänomen dient etwa der Kommunikation, der Tarnung oder dem Abschrecken von Feinden. Auch Pilze und Bakterien besitzen diese Fähigkeit - nicht aber Pflanzen. Bei Letzteren wird seit längerer Zeit versucht, Gene aus leuchtenden Organismen einzufügen, um sie zum Erstrahlen zu bringen.
Biostimulanzien
Biostimulanzien sind eine neue Klasse landwirtschaftlicher Betriebsmittel, mit denen Einfluss auf Prozesse in Pflanzen oder im Boden genommen wird. Sie bestehen aus Mikroorganismen oder bioaktiven Substanzen wie Algen oder Pflanzenextrakten. Eingesetzt werden die Mittel, um das Wachstum der Pflanzen zu verbessern, ihre Stresstoleranz zu erhöhen oder ihre Nährstoffaufnahme effizienter zu machen. In der EU sind Biostimulanzien seit 2022 einheitlich in der Düngerprodukte-Verordnung reguliert. In der Schweiz wiederum fallen Biostimulanzien je nach Wirkung entweder unter die Düngerverordnung oder unter die Pflanzenschutzmittelverordnung.
Bt-Pappeln
Zwei Sorten gentechnisch veränderter, insektenresistenter Pappeln wurden in den frühen 2000er-Jahren in China in grossem Umfang angepflanzt, ohne dass die Anpflanzungen genau überwacht wurden. Sie wurden gepflanzt, nachdem ein Projekt zur Eindämmung der Wüstenbildung mit Pappelmonokulturen durch einen massiven Schädlingsbefall bedroht war. Zur Freisetzung sind nur spärliche Informationen verfügbar. Bis 2021 sollen die gentechnisch veränderten Pappeln rund 450 Hektar in China mit Millionen von Bäumen eingenommen haben. Nach Plänen der Regierung soll die Fläche aber massiv vergrössert werden. In China gibt es eine enorme Anzahl von laufenden Laborforschungen zu verschiedenen Fragen und Baumarten in China, einschliesslich Bambus und Kautschuk, und eine unbekannte Anzahl von Feldversuchen. Informationen dazu sind aber nicht öffentlich verfügbar. Berichten zufolge wurden rund 80 Genehmigungen für Feldversuche mit gentechnisch veränderten Bäumen in China vor 2010 erteilt. Es ist wahrscheinlich, dass in China auch Feldversuche mit gentechnisch verändertem Eukalyptus stattfinden.
Bioethanol
Bioethanol wird ausschliesslich aus Biomasse (nachwachsende Kohlenstoffträger) oder biologisch abbaubaren Anteilen von Abfällen hergestellt und dient als Agrokraftstoff. Bioethanol ist aber umstritten, weil immer mehr Getreide für den Autotank angebaut wird, statt für die Ernährung der Menschen, die an Hunger leiden.
Biopestizid
Biopestizid ist ein Begriff für Pflanzenschutzmittel, die einen natürlichen Ursprung haben. Dabei sind zwei Kategorien zu unterscheiden: 1. Biopestizide, deren Wirkstoff aus Bakterien, Pilzen, Pflanzen oder Tieren stammt. Hierzu gehö ren beispielsweise Extrakte aus dem tropischen Niembaum, die gegen Blattläuse wirken. 2. Biopestizide, die aus lebenden Organismen wie Bakterien, Pilzen, Insekten oder Fadenwürmern bestehen. Ein Beispiel sind Schlupfwespen, die sich gegen den Maiszünsler einsetzen lassen. Der Anteil der Biopestizide am Pestizidweltmarkt beträgt derzeit rund 6 Prozent.
Bodenerosion
Bodenerosion ist der wind- oder wasserbedingte Abtrag von festen Bodenbestandteilen, der die Böden schädigt. Mechanische Einwirkungen, wie bestimmte landwirtschaftliche Kulturmassnahmen (z.B. Pflügen oder Überbeweidung) fördern die Erosion des Bodens.
Bt-Baumwolle
Die Bt-Baumwolle ist eine gentechnisch veränderte Baumwolle. In die Baumwollpflanze wurde ein Gen des Bakteriums Bacillus thuringiensis (Bt) eingeführt, welches ein Gift produziert. Die Larven des Baumwollkapselbohrers, die an der Baumwollpflanze knabbern, sollen dadurch getötet werden. Inzwischen ist der Baumwohlkapselbohrer in vielen Regionen resistent gegen dieses Gift. Es gibt auch Bt-Mais. Das Bt-Toxin soll hier den Maiszünsler schädigen. Studien haben aber gezeigt, dass der Bt-Mais auch Nützlinge wie den Marienkäfer und die Florfliege schädigen kann.
Bt-Pflanzen
Bt-Pflanzen sind gentechnisch veränderte Pflanzen, in die ein Gen des Bacillus thuringiensis (Bt) eingeführt wurde. Dieses Bakterium produziert für verschiedene Insekten giftige Stoffe, die so genannten Bt-Toxine. Bt-Pflanzen sondern permanent einen giftigen Wirkstoff ab, damit die Larven, die an den Pflanzen fressen, sterben.
C
Cartagena-Protokoll über die biologische Sicherheit
Das Cartagena-Protokoll über die biologische Sicherheit ist das erste völkerrechtliche Instrument, das sich gezielt mit dem Schutz der Umwelt und Gesundheit bei der Verwendung von gentechnisch veränderten Organismen befasst. Das Protokoll, das im Jahre 2000 in Montreal verabschiedet wurde, soll gewährleisten, dass gentechnisch manipulierte lebende Organismen, die für Umwelt und Gesundheit gefährlich sein könnten, sicher transportiert und genutzt werden. Das Protokoll schreibt zum Beispiel vor, dass Länder, die lebende Gentech-Organismen in ein anderes Land exportieren und dort freisetzen wollen, ein bestimmtes Informations- und Entscheidungsverfahren einhalten müssen. Sie sind verpflichtet, dem Empfängerland alle Informationen zugänglich zu machen, die für eine Sicherheitsbewertung erforderlich sind. Das Empfängerland kann die Einfuhr verbieten, wenn plausible Zweifel an der Sicherheit für Umwelt, biologische Vielfalt und menschlicher Gesundheit bestehen. Anders als bei den Freihandelsabkommen ist für ein Verbot keine fundierte wissenschaftliche Beweisführung nötig. 159 Staaten und die EU haben das Protokoll anerkannt. Nicht unterzeichnet haben unter anderem die USA und Australien. Die Schweiz hat das Protokoll von Cartagena 2002 ratifiziert.
Cash Crops
Cash Crops (englisch für Geld- Ackerfrüchte) ist ein Begriff aus der Agrarökonomie. Er bezeichnet Kulturpflanzen, deren Anbau in einer Region die höchsten Gewinne bringt, zum Beispiel Weizen, Mais, Reis, Bananen oder Tabak. Die Gewinnaussichten dieser Kulturen führen dazu, dass weniger lukrative oder vom Markt geringer nachgefragte Pflanzen verdrängt werden und hauptsächlich diese Cash Crops angebaut werden: Oft in Monokulturen mit Einsatz von Dünger und Pestiziden, was zur Belastung der Böden und zu einem Schwund der Agrobiodiversität führt.
Chikungunyafieber
Das Chikungunyafieber ist ein Virus, das von Mensch zu Mensch durch den Biss von infizierten Mücken wie Aedes aegypti und Aedes albopictus übertragen wird. Das Virus ist seit 1952 nach einem Ausbruch in Tansania bekannt. Es wurde seither in über 60 Ländern in Asien, Afrika, Europa und Amerika nachgewiesen. Chikungunya führt innerhalb von zwei bis vier Tagen nach der Infizierung zu einem plötzlichen Fieberanfall und kann Gelenk- und Muskelschmerzen sowie Kopfschmerzen verursachen. Chikungunya führt nicht oft zum Tod, aber die Gelenkschmerzen können chronisch werden.
Chromosom
Chromosomen sind die Träger des Erbguts eines Organismus. Sie befinden sich im Zellkern. Chromosomen bestehen aus einem langen doppelten DNA-Strang, der mithilfe von Proteinen (sog. Histonen) zusammengehalten wird. Wenn keine Zellteilung stattfindet, ähneln die Chromosomen einer Perlenkette. Nur in diesem Zustand ist die DNA zur Regulation fähig, d.h. die DNA kann abgelesen und in RNA umgeschrieben werden. Während der Zellteilung verändert sich die Form der Chromosomen: Die Perlenkette wird mehrfach spiralig aufgewickelt, sodass sie auch im Lichtmikroskop erkennbar wird. Ein Chromosom enthält mehrere hundert bis mehrere tausend Gene. Die Gesamtheit aller Chromosomen einer Zelle bezeichnet man als Chromosomensatz. Die Anzahl der Chromosomen ist von Art zu Art verschieden (beim Menschen sind es 46 Chromosomen pro Körperzelle).
Crispr/Cas9
Mit dem im Jahre 2012 entwickelten Werkzeug, das bereits auf der ganzen Welt unter der Abkürzung Crispr/Cas9 bekannt ist, können Forschende im Erbgut von Lebewesen Gene gezielt ausschalten, verändern, entfernen oder hinzufügen. Die Funktionsweise schauten die Entwicklerinnen der Natur ab. Bakterien nutzen sie, um sich gegen Vireninfektionen zu wehren. Das Werkzeug besteht aus einer Art Lupe für die Suche und einer Genschere. Die Spezialistinnen erklären den Laien die Funktionsweise oft mit dem Vergleich zu einem Textbearbeitungsprogramm: So wie in einem Word-Dokument ein bestimmtes Wort mit der Suchfunktion gefunden, ausgeschnitten und durch einen neuen Text ersetzt werden kann, sei es möglich auch im Erbgut, das aus Milliarden von «Textbausteinen» bestehe, DNA-Sequenzen zu suchen, löschen, verändern oder durch einen neuen «Baustein» zu ersetzen. Doch der Vergleich hinkt: Lebewesen sind keine Computer und reagieren nicht wie eine Programm.
Externer Link: Crispr/Cas9 und anderen neue gentechnische Verfahren
CRISPR Files
Corporate Europe Observatory (CEO) ist eine Forschungs- und Kampagnengruppe, die sich dafür einsetzt, den privilegierten Zugang und Einfluss, den Konzerne und ihre Lobbygruppen bei der Gestaltung der EU-Politik geniessen, aufzudecken und in Frage zu stellen. Auch zu den neuen Gentechnikverfahren hat CEO grosse Mengen an Dokumenten durch Informationsfreiheitsanfragen an die Europäische Kommission und an die belgische und niederländische Regierung erhalten und diese mit investigativen Journalistinnen und Jounalisten geteilt. Alle Dokumente sind online verfügbar.
D
Deliberative Demokratie
Eine Form des Regierens, bei der die Deliberation – das durchdachte Abwägen verschiedener Optionen, meistens im Dialog – für die Entscheidungsfindung von zentraler Bedeutung ist. Es ist dieser Prozess der Deliberation – und nicht nur die Schlussabstimmung – der den getroffenen Entscheidungen letztlich ihre Legitimität verleiht. (In Bürger:innenversammlungen zum Beispiel können die Grundsätze der deliberativen Demokratie auf Gruppen von Laien angewendet werden, die aufgefordert werden, über ein Thema zu diskutieren und Entscheidungen zu treffen.)
DNS/DNA (Desoxyribonukleinsäure)
Die DNA ist ein Makromolekül, welches die Grundinformationen zur Entwicklung und Funktion eines Lebewesens enthält. Sie ist aus einem Zuckerrest (Desoxyribose) sowie aus vielen verschiedenen Kombinationen von jeweils vier Basen (Adenin/A, Thymin/T, Guanin/G und Cytosin/C) zusammengesetzt, deren Abfolge von Lebewesen zu Lebewesen unterschiedlich ist. Jeder Abschnitt der DNA, der die Information für ein bestimmtes Protein trägt, wird als Gen bezeichnet. Die DNA ist anpassungsfähig und der gleiche Abschnitt kann je nach äusseren Einflüssen gar keine oder andere Proteine bzw. Proteine in anderen Mengen bestimmen.
Domestikation
Domestikation (auch Domestizierung, lateinisch: domesticus = häuslich) ist ein innerartlicher Veränderungsprozess, bei dem eine Wildform durch den Menschen über Generationen hinweg nach bestimmten Eigenschaften ausgewählt wird. Meist wird erst durch die Züchtung eine Nutzung für den Menschen möglich oder die Nutzbarkeit wird wesentlich verbessert. So entstanden aus Wildarten Nutz- oder Kulturpflanzen und -tiere.
Doppelsträngige RNA (Ribonukleinsäure) / dsRNA
Die doppelsträngige Ribonukleinsäure (dsRNA) ist ein aus zwei komplementären Einzelsträngen aufgebautes Molekül. Ihre vier Grundbausteine sind die Basen Adenin, Guanin, Cytosin und Uracil. DsRNA ist eine Form der natürlich vorkommenden Ribonukleinsäuren. Bei gewissen Virenarten bildet sie das Erbgut. Bei Tieren, Pilzen, Pflanzen und Menschen gehört dsRNA zu den Ribonukleinsäuren, die bei der Regulierung von Genen eine Rolle spielen.
DsRNA kann Gene regulieren, indem sie diese stummschaltet. Dazu binden sie an die Boten-RNA eines Gens, dessen Nukleotidabfolge mit derjenigen der jeweiligen dsRNA übereinstimmt. Dadurch verhindern sie, dass die Zellmaschinerie anhand dieser RNA-Moleküle Proteine herstellt. Diesen Mechanismus nennt sich RNA-Interferenz (RNAi) und kommt in den Zellen von Tieren, Pilzen und Pflanzen vor, welche sie nutzen, um die Aktivität von Genen zu beeinflussen. Damit können sie sich beispielsweise vor Viren schützen. Wird die Bildung eines Proteins gestoppt, das ein Lebewesen
für sein Überleben braucht, wirkt dsRNA als Gift.
E
Epigenetik
Ein Lebewesen wird nicht nur durch seine Gene bestimmt. Eine grosse Rolle spielen auch sogenannte epigenetische Mechanismen. Epi heisst auf Griechisch «darüber». Die Epigenetik ist ein System, das sich «über den Genen» befindet. Es handelt sich um eine Art übergeordnetes Informationssystem, mit dessen Hilfe die Zellen die Aktivitäten ihrer Gene regulieren und kontrollieren. Epigenetische Botenstoffe können zum Beispiel Gene aktivieren oder deaktivieren. Bei einer epigenetischen Veränderung werden die Gene selbst nicht verändert, sondern nur ihre Aktivität.
Ernährungssicherheit
Ernährungssicherheit ist gegeben, wenn alle Menschen weltweit jederzeit physischen, sozialen und wirtschaftlichen Zugang zu genügend sicheren und nährstoffreichen Nahrungsmitteln haben, um ihre Bedürfnisse und Präferenzen für ein aktives und gesundes Leben zu erfüllen.
Ernährungssouveränität
Ernährungssouveränität bedeutet das Recht der Völker auf gesunde und kulturell angepasste Nahrung, welche nachhaltig und unter Achtung der Umwelt hergestellt wird. Sie ist das Recht auf Schutz vor schädlicher Ernährung. Sie beinhaltet das Recht der Bevölkerung, ihre Ernährung und Landwirtschaft selbst zu bestimmen. Entwickelt wurde das Konzept von der internationalen Kleinbauernorganisation La Via Campesina. Als erster UN-Prozess hat der Weltagrarbericht mit seinen 58 Unterzeichnerstaaten den Begriff der Ernährungssouveränität (food sovereignty) in die Debatte eingeführt und verbindlich definiert.
Ethikkommission (EKAH)
Die Ethikkomission (EKAH) ist beauftragt, die Entwicklungen und Anwendungen der Bio- und Gentechnologie im ausserhumanen Bereich zu beobachten und aus ethischer Sicht zu beurteilen, einschliesslich deren Auswirkungen auf Mensch und Umwelt. Ihr Mandatsbereich umfasst alle Anwendungen der Bio- und Gentechnologie an Tieren, Pflanzen und anderen Organismen. Die EKAH berät den Bundesrat und die Verwaltung bei der Vorbereitung der Gesetzgebung im Bereich der ausserhumanen Bio- und Gentechnologie und unterbreitet Vorschläge für die künftige Rechtsetzung. Sie informiert die Öffentlichkeit über Fragen und Themen, die sie behandelt, und fördert den Dialog über Nutzen und Risiken dieser Technologien.
Ethische Reflexion
Die ethische oder philosophische Reflexion befasst sich kritisch mit unserem Handeln. Ihr Ziel ist das Gute und Gerechte. Es geht um Fragen wie: Was sollen wir tun? Handeln wir richtig und im Sinne des Guten? Der Philosoph Rüdiger Safranski hat den Prozess dieses kritischen Nachdenkens in einem Interview so beschrieben: «Man legt die Meinungen noch einmal auf den Seziertisch, sucht diese Meinungen ab nach Anmassungen, Vorurteilen und Fehlern. Diese ganzen Prüfverfahren, diese Elemente der Kritik sind in der philosophischen Reflexion enthalten und können auch die Funktion haben, ideologiekritisch zu sein.»
F
Freisetzungsverordnung (FrSV)
Diese Verordnung regelt den Umgang mit Organismen sowie mit ihren Stoffwechselprodukten und Abfällen in der Umwelt, insbesondere mit gentechnisch veränderten, pathogenen oder gebietsfremden Organismen. Im Anhang der FrSV wird aufgelistet, welche Verfahren als gentechnisch eingestuft werden und welche nicht. Nicht als gentechnische Verfahren gelten die Selbstklonierung nicht pathogener Organismen sowie eine Liste von Verfahren, die nicht mit dem Einsatz von rekombinanten Nukleinsäuremolekülen oder gentechnisch veränderten Organismen verbunden sind, darunter die Mutagenese.
Fluoreszenz
Fluoreszierende Organismen können im Gegensatz zu Lebewesen mit der Fähigkeit zur Biolumineszenz das Leuchten nicht selbständig auslösen. Für die Erzeugung des Lichteffekts braucht es Einstrahlung durch Licht einer bestimmten Wellenlänge. Diese löst eine Lichtemission aus, die nur kurze Zeit langanhält. Bevor die Erzeugung von Biolumineszenz durch Gentechnik möglich wurde, haben die Biotechnolog:innen damit experimentiert, Pflanzen durch das Einfügen von Fremdgenen (etwa aus marinem Plankton) zum Fluoreszieren zu bringen.Forum Genforschung
Das Forum Genforschung ist eine Plattform der SCNAT, die sich mit Entwicklungen in der Genforschung und ihren Auswirkungen auf die Gesellschaft befasst, wobei sie diese, laut Statuten "so objektiv wie m glich behandelt". Diese Objektivität scheint gerade in den Hintergrund und wirtschaftliche Eigeninteressen stattdessen in den Vordergrund zu rücken. Einige der in der Stellungnahme aufgeführten Expertinnen und Experten besitzen Patente im Bereich der Biotechnologie und sie oder ihre Institute würden direkt von einer schwachen Regulierung profitieren. So etwa die Universitäten Zürich und Lausanne.
Fotosyntheseleistung
Living Carbon schreibt, es verändere die Zellen von Pappeln und Kiefern so, dass sie während der Fotosynthese ein natürlich vorkommendes giftiges Nebenprodukt, das dabei entsteht, mit weniger Energie abbauen können. Dadurch würden sie schneller wachsen und mehr Kohlenstoff speichern. Das Verfahren sei bereits bei Futterpflanzen, beispielsweise Mais, erfolgreich erprobt worden.
Food Waste
Von Food Waste oder Lebensmittelverschwendung spricht man, wenn Lebensmittel, die für den menschlichen Verzehr hergestellt wurden, nicht konsumiert werden, sondern für den Konsum verloren gehen. Die Produktion von später weggeworfenen Lebensmitteln hat negative Konsequenzen für das Klima, denn sie führt zu unnötigen Treibhausgasemissionen, Land- und Wasserverbrauch. Laut dem Institut für ökologisches Systemdesign der ETH Zürich sind in der Schweiz 25 Prozent der Umweltbelastung, die durch die Ernährung verursacht wird, auf Food Waste zurückzuführen. Das Verhindern von Food Waste könnte daher sowohl ökonomische als auch ökologische Vorteile bieten und zur Verminderung des Hungers beitragen.
Fluoreszierendes Markergen
Bei der klassischen Genübertragung mit gentechnischen Methoden werden nur bei einem Bruchteil der Zellen der Organismen die neuen Gene eingebaut. Um herauszufinden, welche Zellen das neue Gen enthalten, wird mit dem Zielgen auch ein sogenanntes Markergen übertragen. Häufig verwenden die Forscher dafür Antibiotikaresistenz-Gene. Sie machen Pflanzen immun gegenüber Antibiotika. Dies ist jedoch wegen der besorgniserregenden Resistenz gegenüber Antibiotika bei Menschen umstritten. Forscher haben nun auch neue Marker entwickelt, darunter auch solche, die ein fluoreszierendes Protein herstellen. Wenn dieses Makergen in der Zelle angekommen und das Protein entstanden ist, leuchten die veränderten Organsimen unter UV-Licht. Die Folgen dieses Eingriffs – zum Beispiel auf den Stoffwechsel – sind nicht bekannt.
Flächenkonkurrenz
Unter Flächenkonkurrenz versteht man die Konkurrenz um Fläche durch verschiedene Nutzungsformen in der Landwirtschaft, z.B. Konkurrenz zwischen dem Anbau von Nahrungs- und Futtermittelpflanzen.
Fermentationsprodukte
Bei der Herstellung von Fermentationsprodukten werden häufig gentechnisch veränderte Mikroorganismen (Hefestämme, Bakterien) eingesetzt. Das Endprodukt wird anschliessend von den herstellenden Organismen gereinigt. Eine Kontamination mit Bestandteilen (z.B. Proteinen) der herstellenden Organismen kann jedoch nicht vollständig ausgeschlossen werden. Im Jahr 2018 wurde festgestellt, dass 20 Tonnen Vitamin B2, das in der EU bereits auf dem Markt war, mit gentechnisch veränderten Bakterien (Bacillus subtilis) kontaminiert waren, die zu seiner Herstellung verwendet wurden. Mit GVO hergestellte Fermentationsprodukte werden ab 2020 als neuartige Lebensmittel reguliert. Ihre Verwendung muss auf dem Endprodukt nicht gekennzeichnet werden.
Fermentation
Als Fermentation wir der Prozess bezeichnet, in dem Mikroorganismen wie Hefen, Bakterien oder Schimmelpilze Stoffe in Säure, Gase oder Alkohol umwandeln. Die Fermentation hat eine lange Tradition und kommt in allen Küchen der Welt vor. Sie wird eingesetzt, um die Haltbarkeit und den Geschmack von Lebensmitteln zu verbessern. Beispiele: Weisskohl wird zu Sauerkraut, Chinakohl zu Kimchi, Soja zu Sojasauce und Milch zu Kefir fermentiert. Eine Form der Fermentation ist auch die alkoholische Gärung – also der Prozess, währenddessen Hefen den Most in Wein und die Bierwürze in Bier umwandeln.
G
GABA-Tomate
Im 2021 wurde in Japan die erste CRISPR-Tomate der Firma Sanatech Seed für den Markt zugelassen. Die Früchte der Sorte «Sicilian Rouge High GABA» enthalten sieben bis fünfzehn mal so viel γ-Aminobuttersäure wie handelsübliche Tomaten. Mit der Genschere CRISPR/Cas wurde die Funktion mehrerer Gene unterdrückt, die einen regulierenden Einfluss auf den Gehalt von GABA haben. In den Tomatenpflanzen hat GABA viele unterschiedliche Funktionen. Zum Beispiel beeinflusst sie das Wachstum der Pflanzen, die Resistenz gegen Schädlinge und Pflanzenkrankheiten und hat mehrere Stoffwechselfunktionen. Somit kann der Eingriff in die Regulierung der GABA-Produktion – auch wenn keine Fremdgene eingefügt wurden – weitreichende Nebeneffekte bei Stoffwechsel und Wachstum haben. Ein Einfluss auf die Verträglichkeit der Früchte kann auch nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden. Trotz allen Bedenken wird die Tomate von den Herstellern als gesundheitsförderndes, modernes Lifestyleprodukt angepriesen. Denn GABA ist eine natürliche Aminosäure, die beim Verzehr den Blutdruck senkt und den Schlaf fördert. Weiter als über diese kurzfristigen Auswirkungen wird aber nicht nachgedacht.
Genomeditierung
Der Begriff deutet zwar auf einen Eingriff ins Genom hin, stellt aber nicht eindeutig klar, dass es sich um Gentechnik handelt. Zudem suggeriert der Ausdruck «Editierung», dass der Prozess, ähnlich einem Texteditierungsprogramm, kontrollierbar und präzise ist und genau lokalisierbare Veränderungen des genetischen Codes erlaubt, die kaum Auswirkungen auf den Organismus haben. Die Bezeichnung umfasst zudem nicht alle Techniken der neuen Gentechnik (z.B. TEGenesis, die durch die Einwirkung von Chemikalien epigenetische Veränderungen in der Pflanze verursacht).
Getreidezüchtung Peter Kunz (gzpk)
Der gemeinnützige Verein «Getreidezüchtung Peter Kunz» setzt sich für eine nachhaltige Landwirtschaft ein und ist seit 35 Jahren in der biodynamischen Züchtung aktiv. Ihre Sorten haben sich zu den Standards im heutigen Markt entwickelt. Wichtiger Bestandteil der Entwicklung ihrer neuen Sorten ist die Zusammenarbeit mit Bauern und Bäuerinnen. Neben der Züchtung von qualitativ hochwertigen Sorten engagiert sich das Unternehmen u.a. auch zu Fragen des Sortenschutzes (Patentierung). Verarbeitung und Vermarktung von Saatgut gehören auch zum Aufgabenkatalog. Da Bio-Saatgut sich nicht kostendeckend züchten lässt, ist eine Eigenfinanzierung unmöglich - die Organisation stützt sich deshalb auf Kooperationen in der Wertschöpfungskette sowie Spenden.
Gemeinwesen
Damit werden in der allgemeinen Begriffsverwendung alle Organisationsformen des menschlichen Zusammenlebens bezeichnet, die über den Familienverband hinausgehen, also zum Beispiel Gemeinden, Kantone und Länder.
Genbank
In Genbanken werden die pflanzengenetischen Ressourcen gesammelt und erhalten, ein wichtiger Beitrag zur Verhinderung des Aussterbens unserer Kulturpflanzen. Die schweizerische Genbank in Changins ist über hundert Jahre alt und zählt 10'085 verschiedene alte und moderne Pflanzensorten in Form von Saatgut. Mit 2'198 Sorten hat sie die weltweit grösste Dinkelsortensammlung.
Externer Link: die nationale Genbank von Agroscope
Gene Drive
Ein Gene Drive (auch mutagene Kettenreaktion genannt) sorgt dafür, dass sich bestimmte Gene in ungewöhnlich kurzer Zeit in einer Population ausbreiten. Möglich macht dies eine bestimmte Art von Genen: Solche „Genturbos“ setzen die Mendelsche Regel der Vererbung ausser Kraft, nach der bei einer geschlechtlichen Fortpflanzung die Nachkommen jeweils je eine Genversion der Mutter und des Vaters erhalten. Crispr/Cas9 macht die Entwicklung eines Gene Drives im Labor ohne grossen Aufwand möglich. Die Freisetzung einiger weniger Pflanzen oder Tiere mit künstlich erzeugtem Gene Drive reicht aus, um eine Kettenreaktion auszulösen, an deren Ende alle Mitglieder einer Population die Eigenschaft aus diesem Gene Drive im Erbgut tragen. Gene Drives werden als Wunderwaffen im Kampf gegen krankheitsübertragende Insekten angepriesen.
Gen-ethischer Informationsdienst
Der Gen-ethische Informationsdienst (GiD) ist die Fachzeitschrift des in Deutschland ansässigen Gen-ethischen Netzwerks, das seit 1986 kritisch über Gentechnologie und Fortpflanzungsmedizin informiert. Im Mai 2017 widmete der GiD sein Heft dem Thema «Zukunftsmarkt Afrika? – Kleinbäuerliche Landwirtschaft unter Druck».
Genetischer Tötungsmechanismus
Die britische Biotechfirma Oxitec hat Mücken genetisch so verändert, dass sie auf einem nur für Weibchen relevanten DNA-Abschnitt ein Tötungsgen tragen. Nur die Weibchen stechen und übertragen Krankheiten. Man züchtet diese genetisch veränderten Mücken und setzt dann nur die nicht stechenden Männchen frei. Diese paaren sich mit den wilden Vertretern ihrer Art und kreuzen so das Gen in die Population ein. Alle weiblichen Nachkommen aus dieser Zusammenkunft sind dem Tod geweiht, denn die ihnen vererbte Sequenz lässt ihren Stoffwechsel noch im Larvenstadium entgleisen. Sie sterben bevor sie sich fortpflanzen können. Man versucht so die Wildpopulation zu senken, damit weniger Menschen gestochen und krank werden.
Genom
Das Genom bezeichnet die Gesamtheit der genetischen Information einer Zelle. Man spricht auch vom Erbgut eines Lebewesens. Der Begriff Genom setzt sich zusammen aus den Wörtern «Gen» und «Chromosom». Chromosomen sind die Träger der genetischen Information. Jede menschliche Körperzelle enthält 46 Chromosomen, wovon eine Hälfte mütterlicher, die andere väterlicher Herkunft ist. Ein Hund besitzt 78 Chromosomen, ein Goldfisch 100, eine Tomate 24. Die Chromosomen bestehen aus aufgewickelten DNA-Strängen (DNA: Desoxyribonukleinsäure), deren Abschnitte in Gene unterteilt sind.
Genome Editing
Das Genome Editing gehört zu den neuen Verfahren der Gentechnik. Damit können ganze Teile der DNA verändert werden. Die derzeit beliebteste Technik ist CRISPR/Cas9, die DNA-Abschnitte fast jedes Organismus, einschliesslich jene des Menschen, schnell und einfach ausschneiden, ersetzen und verändern kann. CRISPR/Cas9 ist billig und offenbar einfach zu handhaben. Schon wird mit der Technik am Erbgut von menschlichen Embryonen experimentiert, um künftig Krankheiten zu verhindern oder zu heilen. Kritiker warnten vor den unabsehbaren Folgen dieses massiven Eingriffs und vor einem «naiven Fortschrittsglauben».
Gen-Schutz-Initiative
Am 25. Oktober 1993 wurde die Volksinitiative «zum Schutz von Leben und Umwelt vor Genmanipulation» – kurz die Gen-Schutz-Initiative – in Bern eingereicht. Ihr Inhalt war ein breit abgestützter Kompromiss innerhalb der kritischen Verbände. 70 Organisationen hatten sich aktiv an der Sammlung der Unterschriften beteiligt.
Die Gen-Schutz-Initiative wollte die Regelung der Gentechnologie im aussermenschlichen Bereich thematisch differenziert ausführen. Um Missbräuche der Gentechnologie an Tieren, Pflanzen und Mikroorganismen zu verhindern, sollten wirtschaftliche, ökologische und ethische Grenzüberschreitungen der Gentechnologie an Tieren, Pflanzen und Mikroorganismen verboten (Patentierung, Freisetzung, Genmanipulation an Tieren), die industrielle Produktion (Pharmasektor etc.) im Rahmen einer Gesetzgebung möglichst ganzheitlich begutachtet und die molekularbiologische Forschung Sicherheitsauflagen unterstellt, aber kaum behindert werden.
Die Argumente des Initiativkomitees
Über 100 Verbände unterstützten die Gen-Schutz-Initiative. Ihre Argumente haben sie an einer Pressekonferenz im Januar 1998 wie folgt dargestellt:
— Die Respektierung ethischer Grenzen durch Verzicht auf Genmanipulation am Tier
— Die Vermeidung ökologischer Risiken und den Schutz naturnaher Landwirtschaft durch Verzicht auf Freisetzungen von genmanipulierten Pflanzen und Mikroorganismen
— Den Schutz der Bevölkerung vor ungewolltem oder er zwungenem Konsum von genmanipulierten Lebensmitteln durch strenge Zulassungskriterien
— Ein Gegengewicht gegen reines Profitstreben durch Aufnahme des (auf Gesetzesebene) bestehenden Patentierungsverbotes für Pflanzen und Tiere in die Verfassung
Deutliche Ablehnung
Die Ernüchterung war gross am 7. Juni 1998: Nur ein Drittel der Bevölkerung stimmte Ja. Die 35 Millionen Franken teure Gegenkampagne der Gegnerinnen und Gegner verfehlte ihre Wirkung nicht. Wie die Vox-Analyse festhielt, galt das Nein in erster Linie der Einschränkung von Forschung im medizinischen Bereich durch das geforderte Verbot der Produktion transgener Tiere.
Gentechfrei-Initiative
Die SAG lancierte im Jahre 2002 mit ihren Partnerorganisationen die Gentechfrei-Initiative. Auslöser war die Debatte zur Gen-Lex (später Gentechnikgesetz). Alle Anläufe für ein Gentechnikgesetz liefen im Parlament ins Leere. Einen Teil dieser Debatte hat der Dokumentarfilm «Mais im Bundeshuus» nachgezeichnet und die grüne Nationalrätin und damalige SAG-Präsidentin Maya Graf berühmt gemacht. Die Gentechfrei-Initiative forderte ein Anbaumoratorium von fünf Jahren. Die Initiative kommt 2005 zur Abstimmung und wird mit 55,7 Prozent Ja-Stimmen angenommen. Dieses Moratorium wurde inzwischen dreimal verlängert.
Gemäss einer Befragung für die Univox-Umwelt-Studie aus dem Jahre 2015, nehmen fast drei Viertel (70 Prozent) der Befragten die Gentechnik in der Lebensmittelherstellung als Gefahr war. Dabei erachten Westschweizer (74 Prozent), Frauen (75 Prozent), Personen zwischen 40 und 64 Jahren (73 Prozent) und Personen mit niedrigem Einkommen bis 4000 Franken (78 Prozent) Gentechnik in Lebensmitteln besonders häufig als Gefahr. Bezüglich Parteizugehörigkeit zeigt sich, dass Sympathisanten der SVP die Gentechnik ebenso häufig als grosse Gefahr betrachten wie jene der GLP (jeweils 71 Prozent). Nur Sympathisanten von der SP und den Grünen erachten die Gefahr von Gentechnik als noch grösser.
Externer Link: Univox-Umwelt-Studie 2015
Gentech-Mais in Mexiko
Mexiko gilt als Wiege des Maises. Aus einem Ur-Mais züchteten die Azteken Tausende von Varietäten. 1998 führte Mexiko, ähnlich wie die Schweiz, ein GV-Anbau-Moratorium ein, um die genetische Vielfalt dieser Sorten zu schützen, die ein wertvolles Reservoir für die Pflanzenzüchtung darstellen. Als das Moratorium 2009 auslief, stellten mehrere Agrarkonzerne Gesuche für eine versuchsweise Aussaat. Doch dagegen formierte sich Widerstand. Das Jahr 2013 wurde zum Jahr des Widerstands gegen den Gentechmais mit Grossdemonstrationen, Petitionen und einem Hungerstreik. Seither ist der GV-Anbau in Mexiko verboten. Trotzdem werden immer wieder Kontaminationen entdeckt, die auf illegale Importe und Freisetzungsversuche zurückgeführt werden.
Gentechnikgesetz
Als gentechnisch verändert zählen nach Schweizer Recht jene Organismen, deren «genetisches Material so verändert worden ist, wie dies unter natürlichen Bedingungen durch Kreuzen oder natürliche Rekombination nicht vorkommt». Gentech-Pflanzen benötigen aus Sicherheitsgründen für die Freisetzung eine explizite Bewilligung. Es muss zum Beispiel sichergestellt sein, dass sie die biologische Vielfalt nicht beeinträchtigen und sich oder ihre Eigenschaften sich nicht in unerwünschter Weise verbreiten. Solche Risikoabklärungen dauern für die Hersteller lange und sind teuer. Deshalb fordert die Gentech-Lobby, dass Pflanzen, die mit den neuen gentechnischen Verfahren hergestellt werden, nicht als Gentech-Pflanze betrachtet werden und somit nicht dem Gentechnikgesetz unterstellt sind.
Externer Link: Gentechnikgesetz
Geplante Obsoleszenz
Geplante oder auch programmierte Obsoleszenz: Obsoleszenz bedeutet Veralterung. Die Geplante Obsoleszenz ist ein Mittel der Industrie, die Wirkungs- oder Funktionsdauer eines Produkts geplant zu begrenzen. Ein bekanntes Beispiel für die beabsichtigte Verkürzung der Lebensdauer von Produkten sind Drucker und Druckerpatronen, die das Ende ihrer Lebensdauer oft nicht nach tatsächlichem Verbrauch oder tatsächlicher Nutzung erreichen, sondern nach einem vom Hersteller festgelegten Zeitraum oder einer bestimmten Seitenzahl.
Glyphosat
Glyphosat ist der weltweit und auch in der Schweiz am weitesten verbreitete Herbizid-Wirkstoff. Das bekannteste Unkrautvernichtungsmittel mit diesem Wirkstoff ist «Roundup» des US-Konzerns Monsanto. Im Sommer 2015 erklärte die zur Weltgesundheitsorganisation gehörende Krebsforschungsagentur IARC, Glyphosat sei «wahrscheinlich krebserregend». Ein neues Gutachten der europäischen Chemikalienagentur Echa in Helsinki, stufte Glyphosat Anfang 2017 als nicht krebserregend ein. Dies widerspricht den Warnungen von über 90 unabhängigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die in einem offenen Brief an die EU-Kommission versicherten, dass die Bewertung der IARC die Ergebnisse der wissenschaftlichen Literatur über Glyphosat widerspiegle. Die Europäische Kommission muss entscheiden, ob sie Glyphosat für die nächsten zehn Jahre in Europa wieder zulassen soll. In der Schweiz engagiert sich das Komitee «future 3.0» für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide und hat dafür eine Initiative gestartet.
Externer Link: Die Initiative
Grüne Revolution
Die Grüne Revolution ist die Bezeichnung für die in den 1960er Jahren einsetzende Umstellung der Landwirtschaft auf moderne Produktionsmethoden, um die Ernährung der stark wachsenden Bevölkerung sicherzustellen. Es erfolgte vor allem eine Umstellung auf Hochleistungssaatgut und Monokulturen, der Einsatz mineralischer Düngemittel, Pflanzenschutzmittel und Bewässerung. Damit konnten die Erträge besonders in Indien und anderen Entwicklungsländern enorm gesteigert werden, aber es zeigten sich auch vielen negativen Folgen dieser Produktionsweise. Zum Beispiel ein drastischer Rückgang der Sortenvielfalt, eine erhöhte Anfälligkeit für Schädlingsbefall in den Monokulturen und die Zerstörung der natürlichen Bodenfruchtbarkeit durch die künstliche Düngung. Für die Landwirte führte sie auch zu einer erhöhten Abhängigkeit von den Produkten der agrochemischen Konzernen.
Gutachten Stauber
Das Gutachten untersuchte die juristische Definition der gentechnisch veränderten Organismen in Bezug auf die neuen Verfahren. Das Gutachten wurde im Auftrag der SAG verfasst. Ziel war es, aus der Sicht einer Rechtsfachperson festzustellen, ob die mittels der neuen gentechnischen Verfahren entstandenen Produkte dem Gentechnikgesetz unterstellt werden müssen. (Download: wck.me/14s5)
H
Hefen
Hefen sind einzellige Pilze, die in der Natur weit verbreitet sind. Sie zählen zu den wichtigsten Mikroorganismen im Dienste des Menschen. In der Getränke- und Lebensmittelindustrie werden sie für die Fermentation (siehe oben) und als Bestandteil von Probiotika (siehe oben) eingesetzt. Allein in der EU werden pro Jahr eine Million Tonnen Hefe produziert. Die bekannteste und am häufigsten verwendete Hefeart ist dabei Saccharomyces cerevisiae. Ihr verdanken wir Brot, Bier und Wein.
Herbizide
Herbizide (lat. herbi- = Kraut, Gras; lat. caedere = töten) sind Pflanzenvernichtungsmittel, sie werden meist Unkrautvernichtungsmittel genannt. Es handelt sich um biologisch aktive chemische Verbindungen zur Abtötung von Pflanzen oder Pflanzenteilen. Sogenannte Totalherbizide, wie das von Monsanto hergestellte «Roundup», greifen alle Pflanzen an (ausser jene, die gentechnisch gegen das Mittel immun gemacht wurden). Herbizide machen heute die grösste Gruppe von Pestiziden aus. Der Begriff Pestizid (lat. pest = Seuche, caedere = töten) ist ein Sammelbegriff für alle sogenannten Schädlingsvernichtungsmittel, wie Herbizide, Fungizide (Pilzvernichtnungsmittel) oder Insektizide (Insektenvernichtungsmittel).
Hochleistungssorten
Hochleistungssorten sind auf hohen Ertrag und Krankheitsresistenz gezüchtete Nutzpflanzen. Es handelt sich dabei fast ausschliesslich um Hybridsorten, die aus der Kreuzung einer Mutter- und einer Vatersorte hervorgehen. Sie werfen nur in der ersten Generation einen hohen Ertrag ab. Das Saatgut muss jedes Jahr neu gekauft werden. Diese Sorten sind auf den Einsatz von Pestiziden und chemischen Düngemitteln ausgerichtet. Einige wenige Hochleistungssorten, verdrängen oft eine Vielzahl alter Landsorten. Landsorten sind zwar meistens weniger ertragreich, sie sind dafür durch langandauernde, natürliche Selektion in einem bestimmten lokalen Gebiet entstanden und deshalb an die dortigen Bedingungen angepasst.
Homologe Rekombination und nicht-homologe Endverknüpfung
Im Verlauf der Vervielfältigung der DNA können spontane Fehler auftreten. Ein Schaden mit potenziell schwerwiegenden Folgen ist der Doppelstrangbruch, wie er auch von der Genschere CRISPR/Cas9 verursacht wird. Dabei kommt es zu einer Durchtrennung beider Nukleotidketten der DNA. Die zelleigenen Reparaturmechanismen treten sofort in Aktion, um den Bruch so schnell wie möglich zu beseitigen. Meistens geschieht dies durch nicht homologe Rekombination, wobei die freien Enden direkt miteinander verbunden werden. Dieser Vorgang ist sehr fehleranfällig und führt zu Mutationen im Bereich der Reparaturstelle, die meistens dafür sorgen, dass das Zielgen ausgeschaltet wird. Bei der homologen Rekombination werden DNA-Sequenzen, die identisch mit der Bruchstelle sind, als Schablone gebraucht und für die Auffüllung der Lücke verwendet, was zu einer fehlerfreien Reparatur führt. Möglich wird dies dadurch, dass jedes Chromosom in zwei Exemplaren vorhanden ist: somit gibt es eine Kopie für jeden Abschnitt der DNA. Gentechniker nutzen diesen Mechanismus, um nach dem Schnitt eine passende DNA-Sequenz von aussen hinzuzufügen und somit eine Gensequenz gezielt zu verändern.
Hybridsaatgut
Hybridsamen vereinen alle guten Eigenschaften zweier Elternlinien. Ansprechende Form und Farbe, gute Resistenzeigenschaften und Erträge, die oft deutlich höher sind als bei Nicht-Hybriden. Aber es sind Einwegpflanzen: Die herausgezüchteten Eigenschaften verlieren sich bereits in der zweiten Generation wieder. Für Nachzüchtungen ist das Hybridsaatgut nicht geeignet. Die Landwirte müssen sich das Saatgut jedes Jahr kaufen. Das macht sie abhängig von den Saatgutherstellern.
Hybridsorten
Als Hybridsorten werden Pflanzensorten bezeichnet, die man durch die Kreuzung von zwei Inzuchtlinien erhält. Durch das Zusammenkommen sehr unterschiedlicher genetischer Informationen kann der sogenannte Heterosiseffekt genutzt werden,wodurch eine Pflanze entsteht,die beispielsweise ertragreicher oder widerstandsfähiger ist. Bei vielen Kulturpflanzen werden heute Hybridsorten verwendet. Bei Mais und Zuckerrüben werden fast ausschliesslich Hybridsorten angebaut. Hybridzüchtung ist sehr aufwändig und sie wird vor allem von spezialisierten Zuchtunternehmen dominiert. Der Heterosiseffekt verliert sich in der nächsten Generation wieder, sodass jährlich neues Saatgut gekauft werden muss.
Hybridzüchtung
Bei der Hybridzüchtung werden besonders geeignete Inzuchtlinien miteinander gekreuzt. Die daraus entstandene Hybridpflanze hat gegenüber ihren Eltern einen deutlich höheren Ertrag. Dieser Effekt geht in den nächsten Generationen verloren, weshalb der Landwirt jedes Jahr neues Saatgut kaufen muss. Kritiker sprechen deshalb auch von einer «Quasi-Patentierung» von Hybridsaatgut, weil der Landwirt, ähnlich wie bei patentierten Gentech-Pflanzen, nur das anbauen kann, was er jedes Jahr kauft.
I
In-situ-Gentechnik
Der Begriff In-situ-Gentechnik steht für Forschungsvorhaben, die Lebewesen direkt in der Umwelt gentechnisch verändern wollen. Eines der Ziele dieser Vorhaben: Mikroorganismen in Ackerböden so verändern, dass sie das Wachstum und die Widerstandsfähigkeit von Pflanzen positiv beeinflussen. Zu den Mitteln, die das erreichbar machen sollen, gehören etwa Gentech-Bakterien, die ihre neuen Informationen im Boden auf andere Bakterien übertragen, oder auch Gentech-Viren, die die Genschere CRISPR in Bodenbakterien bringen und dadurch dort eine Gen-Editierung auslösen. 2017 hatte die Forschungsbehörde des US-Verteidigungsministeriums das umstrittene Projekt «Insect Allies» lanciert, das die In-situ-Gentechnik bei Pflanzen zum Ziel hat. Dabei sollten unter anderem Viren mit der Anleitung für CRISPR verändert werden, so dass diese wiederum das Erbgut von Nutzpflanzen im Freiland verändern können.
In-vitro-Systeme der Synthetischen Biologie
Biomoleküle wie dsRNA oder Proteine werden heutzutage meist in gentechnisch veränderten Bakterien produziert. Als Alternative zur dieser In-vivo-Produktion nutzen Forschende der Synthetischen Biologie zunehmend In-vitro-Systeme. Sie gewinnen dazu die Komponenten, die für die Produktion der Moleküle notwendig sind, aus dem Zellsaft von Organismen, fügen sie in ein Reagenzglas und geben ein ringförmiges DNA-Stück dazu, das die Anleitung für die Herstellung der Moleküle enthält. Diese zellfreien Systeme verkürzen die Produktionszeit und vereinfachen die zu treffenden Sicherheitsmassnahmen.
K
Kontaminationsrisiko
Pollen und Samen können mithilfe von Wind und Tieren weite Strecken zurücklegen. Eine Kiefer produziert beispielsweise rund 100 Millionen Pollenkörner pro Tag, und es wurde festgestellt, dass Kiefernpollen bis zu
610 Meter hoch in die Atmosphäre aufsteigen können und mehr als 41
Kilometer weit über das Wasser bis zu abgelegenen Inseln verfrachtet wurden. Langlebige Bäume produzieren über Jahrzehnte hinweg Pollen und Samen. Darüber hinaus sind einige Bäume, wie zum Beispiel die Pappel, in der Lage, sich ungeschlechtlich durch vegetative Vermehrung auszubreiten.
Klassische Kreuzungszüchtung
Bei der Kreuzungszüchtung werden Pflanzen verschiedener Linien miteinander gepaart. Das Ziel: die unterschiedlichen Eigenschaften der Elternlinien zu einem neuen Genotyp mit Vorteilhaften Eigenschaften zu kombinieren. Durch die anschliessende Auslese und weitere Kreuzungen entstehen erblich konstante Populationen, die sich für die Weitervermehrung eignen.
Die gentechnische Veränderung von Nutzpflanzen wird von ihren Befürwortern häufig als Fortsetzung des uralten Prozesses der Domestikation und der klassischen Kreuzungszüchtung angepriesen und als „neue Züchtungstechniken“ bezeichnet, um die Öffentlichkeit für ihre Produkte zu gewinnen. Doch zwischen Gentechnik und klassischer Züchtung bestehen bedeutende Unterschiede. Nicht nur in den biologischen und soziopolitischen Prozessen, durch welche die Veränderung erfolgt, sondern auch in der Eingriffstiefe sowie in den Auswirkungen auf die Agrobiodiversität und die Saatgutsouveränität.
Klassische oder alte Gentechnik
Man könnte auch von der Gentechnik 1.0 und der Gentechnik 2.0 sprechen. Vereinfacht gesagt, wurden bei der Gentechnik der ersten Generation Pflanzen gentechnisch verändert, indem man in die Zellen einzelne Gene «eingeschossen» hat. Diese Gene stammten meist von anderen Arten (zum Beispiel ein Gen des Bacillus thuringiensis, siehe Kategorie B). Man spricht deshalb von Transgenetik: man transferiert Gene über die Artgrenzen hinweg. Bei dieser Gentechnik ist es vom Zufall abhängig, an welcher Stelle im Genom der Zielpflanze das neue «eingeschossene» Gen (zB. des Bakteriums) eingebaut wird. Bei der neuen Gentechnik (zB. Crispr/Cas9) führen die Molekularbiologen eine Art Schneidwerkzeug in den Zellkern ein und manipulieren direkt an einer ausgewählten Stelle der DNA. Die Gentechlobby sagt, man könne damit Veränderungen so präzise durchführen, dass sie sich von natürlichen Mutationen nicht unterscheiden würden. Studien haben aber gezeigt, dass das Verfahren auch unbeabsichtigte Effekte auslöst.
Kontamination
Das Wort Kontamination (lat. contaminatio = Berührung) bedeutet «Verunreinigung», «Verschmutzung ». In der Umweltbiologie versteht man unter Kontamination die Verunreinigung von Böden, Luft, Wasser oder Lebensmitteln. In Zusammenhang mit gentechnisch veränderten Pflanzen meint man mit Kontamination meistens entweder die Verunreinigung eines Feldes mit Gentech-Pflanzen (zum Beispiel durch Pollenflug), oder die Verunreinigung von Warenflusswegen mit gentechnisch veränderten Organismen.
Kulturpflanze
Eine Kulturpflanze ist eine Nutz- oder Zierpflanze, die ursprünglich aus einer Wildform durch gezielte Auslese und Züchtung vom Menschen angebaut und kultiviert wird. Die Kulturpflanzen weisen im Vergleich zur Wildform typische Veränderungen auf, die meisten sind zum Beispiel deutlich grösser als ihre Wildform. Die Äpfel, die wir heute essen, sind zum Beispiel durch zahlreiche Kreuzungen aus Wildäpfeln entstanden, deren Heimat in Asien liegt. Hätten nicht schon die alten Römer die Äpfel «in Kultur genommen», müssten wir uns noch heute mit dem kleinen, sauren Holzapfel begnügen.
L
Leuchtpilze
Pilze besitzen die Fähigkeit zu Leuchten (Biolumineszenz). Durch das Leuchten können sie etwa Insekten anlocken, die zur Verbreitung der Sporen beitragen. Die Vielfalt der Leuchtpilze ist gross: Über 70 Lichtpilze sind bekannt. Einige davon sind auch in Europa heimisch, wie auch der weitverbreitete Honiggelbe Hallimasch (Armillaria mellea), der im Herbst vorwiegend auf Laubholz vorkommt. Unter der Borke bildet er ein weissliches Geflecht, das im Dunkeln leuchten kann. Dieses Geflecht wurde früher in Kulturen gehalten, um Messgeräte in den ersten Kriegs-U-Booten zu beleuchten. Seitdem die Gentechnolog:innen 2018 den Mechanismus hinter dem Phänomen entschlüsselt haben, wird versucht, die dafür zuständigen Gene in Pflanzen einzufügen, um auch diese zum Leuchten zu bringen.
M
Mykorrhizapilze
Mykorrhiza ist die Lebensgemeinschaft von Bodenpilzen, die mit Pflanzenwurzeln in einer Symbiose leben. Dabei besiedelt der Pilz das Feinwurzelsystem der Pflanze, versorgt diese mit Nährstoffen (z. B. Phosphor oder Stickstoff) und macht Wasser leichter verfügbar. Als Gegenleistung erhält der Pilz von der Pflanze Kohlenhydrate, welche er selbst nicht produzieren kann. Die grosse Mehrheit aller Landpflanzen ist in der Lage, Mykorrhiza zu bilden, und bisweilen sind etwa 6000 Mykorrhizabildende Pilzarten bekannt. Das Netz, das aus den Geflechten einzelner Mykorrhizapilz-Individuen entsteht, kann zahlreiche Pflanzen miteinander verbinden. Der Einfluss von gentechnischen Veränderungen bei Pflanzen auf die mit ihnen verbundenen Mykorrhizapilze ist weitgehend unerforscht.Methanbildende Mikroorganismen
Methanbildner sind bakterienähnliche, zellkernlose Winzlinge, die bevorzugt in extremen Umgebungen leben, wie z.B. im Pansen der Wiederkäuer. Von den Tausenden verschiedenen Mikroorganismen, die im Darmtrakt der Rinder leben, sind lediglich etwa 3 Prozent methanbildend. Diese sind in der Lage, aus organischen Substanzen Methan zu erzeugen. Diese Methanproduktion kann auch durch nicht biotechnologische Methoden reduziert werden: Etwa durch Futtermittelzusatzstoffe oder durch Impfstoffe, welche verhindern, dass Methanbildner im Darmtrakt gedeihen. Doch wie bei einer gentechnischen Veränderung sind die Auswirkungen dieser Eingriffe auf das Immunsystem der Tiere weitgehend unerforscht.
Mikroben
Mikroorganismen werden auch als Mikroben bezeichnet. Mikroorganismen sind mikroskopisch kleine Lebewesen (Organismen), die als Einzelwesen nicht mit blossem Auge erkennbar sind. Die meisten Mikroorganismen sind Einzeller, zu ihnen zählen jedoch auch wenigzellige Lebewesen (Pilze, Algen) entsprechender Grösse. Sie bilden in der Systematik der Lebewesen aber keine einheitliche Gruppe.
Milchsäurebakterien
Bakterien, die Kohlenhydrate in Milchsäure verwandeln, werden gemeinhin als Milchsäurebakterien bezeichnet. Zu ihnen gehören verschiedene Arten wie zum Beispiel Laktobazillen und Bifidobakterien. Der Mensch nutzt sie für die Herstellung von Lebensmitteln wie Käse, Kefir, Joghurt, Rohwurst, Sauerkraut oder Backwaren aus Sauerteig. Auch bei der Bier- und Weinproduktion kommen Milchsäurebakterien zum Einsatz. Zudem sind sie oft Bestandteil von Probiotika (siehe Glossar).
Minizellen
Minizellen sind kleine Zellen bakteriellen Ursprungs. Sie besitzen kein Chromosom und können sich nicht vermehren. In der Medizin und im Pflanzenschutz gelten sie als vielversprechende Behälter, um Wirkstoffe unversehrt an den gewünschten Ort zu bringen. Minizellen lassen sich aus gentechnisch veränderten Bakterien gewinnen, entstehen bei gewissen Mikroben aber auch auf natürliche Weise. Bei Escherichia coli beispielsweise existieren Stämme, die sich bei der Vermehrung ungleich teilen: in normale Zellen mit Chromosom und in eine kleine chromosomenlose Minizellen.
Molecular Farming
Wird das Erbgut von Pflanzen gentechnisch so verändert, dass sie artfremde Proteine oder andere, für die Industrie oder die Medizin wichtige Substanzen produzieren, die sonst nur aufwendig und teuer herzustellen wären, so spricht man von Molecular Farming (molekulare Landwirtschaft). Die Technologie zielt darauf ab, den Produktionsumfang des Pflanzenanbaus zu nutzen, etwa um tierische Proteine kostengünstiger als in Bioreaktoren herzustellen. Mit anderen Worten: Die Pflanze wird zum Bioreaktor. Die Technologie ist mittlerweile über 30 Jahre alt. Die frühen Versprechungen wie Skalierbarkeit und Sicherheit (z. B. keine tierischen Krankheitserreger im Endprodukt) führte zu einer Flut von Forschungsprojekten, dementsprechend wurden auch zahlreiche Start-ups gegründet. Doch der Erfolg blieb mässig, vor allem bei nicht-pharmazeutischen Substanzen. Selbst bei den letzteren (Impfstoffe, Antikörper und medizinische Proteine) erwiesen sich Pflanzen im Vergleich zu anderen Produktionsformen als weniger effizient. Das Molecular Farming ist ein Forschungsgebiet, das, wie viele andere mit dem Aufkommen der Genschere CRISPR/Cas derzeit einen Boom erlebt. Die Versprechungen und Hoffnungen, die damit verbunden sind, bleiben jedoch die gleichen, ebenso wie die Risiken.
Monogene/polygene Eigenschaft
Monogene Eigenschaften werden durch ein Gen oder einige wenige Gene bestimmt. Sowohl die klassische Resistenzzüchtung als auch die Gentechnologie setzen oft auf monogene Resistenzen, denn diese lassen sich einfach herstellen. Dafür wirken sie meistens nur sehr spezifisch gegen bestimmte Pathogene. Monogene Resistenzen sind nicht sehr dauerhaft. Krankheitserreger können diese Resistenz schnell durchbrechen. Pflanzenzüchter sind deshalb gefordert, immer wieder neue Resistenzgene in die Sorten einzuführen. Sind für die Ausbildung der Resistenz mehrere verschiedene Gene verantwortlich, wird dies als polygene Resistenz bezeichnet. Hierbei leistet jedes dieser Gene nur einen kleinen Beitrag zur Resistenz. Deshalb ist deren Wirkung dauerhafter. Denn überwindet ein Pathogen eines dieser Resistenzgene, schützen die anderen Komponenten die Pflanze weiterhin. Derartige Resistenzen wirken meistens partiell: Das heisst, die Pflanze bleibt gesünder, aber nicht vollkommen gesund. Dafür ist sie gegen mehrere Erreger geschützt. Aufgrund der Vielzahl an Genen, die am Prozess beteiligt sind, ist dessen Anwendung mit Gentechnick schwierig zu gestalten.
Monokultur
Das griechische Wort monos bedeutet «allein», das lateinische cultura «Anbau», «Pflege». Monokultur bezeichnet in der Land- oder Forstwirtschaft den Anbau von einer einzigen Nutzpflanze auf einer Fläche. Das Gegenteil einer Monokultur ist eine Mischkultur.
Monsanto Papers
Die Monsanto Papers sind eine Reihe interner Dokumente, die im Rahmen einer Klage gegen den Konzern veröffentlicht wurden. Im Zentrum der Klage stand das weltweit meistversprühte Herbizid Roundup, dessen Wirkstoff Glyphosat für Krebsfälle verantwortlich gemacht wird. Die Dokumente zeigen, wie der Konzern wissenschaftliche Ergebnisse missbraucht hat, um sein Interesse durchzusetzen. Sie enthüllen, wie Monsanto versucht hat, die Regulierungsbehörden und ihre Normen zu seinen Gunsten zu beeinflussen, um die Sicherheit seiner Produkte zu verteidigen. Die Firma hat sich auch in den externen Begutachtungsprozess von wissenschaftlichen Zeitschriften eingemischt, um zu verhindern, dass Forschungsergebnisse, die ihre Ziele bedrohten, publiziert werden. Zudem hat sie öfters renommierte Wissenschaftler bezahlt, damit diese von Branchenmitarbeitern geschriebene Studien, die belegen, dass Glyphosat nicht krebserregend ist, den Anschein einer unabhängigen wissenschaftlichen Bewertung verleihen. Die Monsanto-Papers veranschaulichen, wie schwierig die Suche nach wissenschaftlicher Objektivität beim gewichtigen Einfluss der grossen Firmen ist. Verantwortungsvolles wissenschaftliches Arbeiten sollte unabhängig von den finanziellen Interessen des Sponsors sein, sonst könnte die Wissenschaft durch solche Verzerrungen ins Zwielicht geraten.
Monsanto Tribunal
Die Geschäftspraktiken des Saatgut- und Pestizidkonzerns Monsanto verletzten die Menschenrechte auf Nahrung, Gesundheit und eine gesunde Umwelt, lautete das Mitte April veröffentlichte Urteil des Internationalen Monsanto Tribunals. Das Monsanto Tribunal wurde als ausserordentliches Meinungsgericht, aufgrund einer zivilgesellschaftlichen Initiative geschaffen.
Die Gründe, die zum Monsanto Tribunal führten, das Urteil der Richter, Videos von Zeugenbefragungen und vieles mehr, gibt es auf der Website des Monsanto Tribunals (auf Deutsch): http://de.monsantotribunal.org
Mosaikvirus bei der Papaya
Besonders die Papaya ist sehr anfällig auf das sogenannte Mosaikvirus. Es wird meistens durch Insekten übertragen, welche sich von der Frucht ernähren. Der Virusbefall verleiht der Papaya mosaikartige Flecken und macht das Fruchtfleisch bitter und ungeniessbar. In Hawaii werden bereits gentechnisch veränderte Papayas angepflanzt, die resistent gegen das Virus sind.
Mutagenese (herkömmliche/ungezielte Mutagenese)
Spontane Mutationen, das heisst Veränderungen der DNA, der Trägerin der Erbinformationen, treten natürlicherweise bei allen Lebewesen auf. Ausgelöst werden sie beispielsweise durch Umwelteinflüsse wie Strahlung oder durch chemische Substanzen.
Bei der konventionellen Mutagenese wird das Erbgut eines Lebewesens mutagenen, d.h. erbgutverändernden Bedingungen ausgesetzt. Diese reichen von der Bestrahlung (z.B. mit UV-Licht) bis zum Einsatz chemischer Stoffe. Anschliessend werden die entstandenen Mutanten auf interessante Gene bzw. Eigenschaften durchsucht. Diese werden dann in vorhandene Sorten eingekreuzt. Das Ziel einer solchen „Mutagenese“ ist es, genetische Varianten zu erzeugen und Pflanzeneigenschaften wie Wuchs, Grösse der Früchte oder Resistenzen gegen Umwelteinflüsse zu verändern. Manche Verfahren zur Auslösung von Mutationen gelten als natürlicher und unbedenklicher als andere. Während UV-Licht über das Sonnenlicht beständig auf die Pflanzen einwirkt und auch beständig Mutationen auslöst, sind beispielsweise Röntgenstrahlen oder sehr wirksame Chemikalien riskanter. Zwar hinterlassen alle diese Verfahren keine Rückstände in den Pflanzen, aber die Bandbreite der Veränderungen des Erbguts kann je nach Verfahren sehr unterschiedlich sein. Das führt heute auch zu Diskussionen, ob alle Techniken der Mutagenese tatsächlich unbedenklich sind.
Deswegen wird bisweilen gefordert, dass auch Pflanzen, die aus der Mutationszüchtung kommen, von Fall zu Fall untersucht werden.
In unserem neuen Factsheet klären wir über grundlegende Unterschiede zwischen der gezielten Mutagenese (neue Gentechnik) und der herkömmlichen (Zufallsmutagenese) auf.
Link: www.gentechfrei.ch/images/Factsheet_Mutagenese_Update2308.pdf
Mutation
Das Wort «mutare» bedeutet «verändern», «verwandeln». Eine Mutation bezeichnet in der Biologie eine spontane oder künstlich erzeugte dauerhafte Veränderung des Erbgutes. Eine Mutation kann (muss aber nicht) die Merkmale eines Lebewesens verändern. Mutationen sind eine der wichtigsten Voraussetzungen für Evolution und Züchtung und werden auch im Biolandbau angewendet: Umstritten ist hingegen, ob und wie Mutationen künstlich für die Züchtung ausgelöst werden dürfen.
N
Nachsorgeprinzip
Auch risikobasierter Ansatz genannt, ist das Nachsorgeprinzip eine Herangehensweise, bei der Risikobewertung von Produkten, die vor allem in den USA bevorzugt wird. Während in der EU das Vorsorgeprinzip gilt, nach dem Produkte erst zugelassen werden, wenn keine Zweifel mehr daran bestehen, dass sie unbedenklich sind, tritt dort ein Produkt weniger streng reguliert in den Markt ein, und erst wenn sich in der Anwendung herausstellt, dass Menschen oder die Umwelt Schäden davontragen, wird es vom Markt genommen und der Hersteller verklagt. Ein Produkt kann aber erst verboten werden, wenn Einigkeit besteht, dass es gesundheitliche Risiken birgt (sog. „Proof of Harm“). Da wissenschaftliche Studien häufig zu unterschiedlichen und nicht eindeutigen Ergebnissen führen, ist es oft schwierig, ein neues Produkt zu verbieten.
Nahrungsnetz
Unter Nahrungsnetz versteht mandas komplexe, verschachtelte Netz der Nahrungsbeziehungen zwischen Organismen in einem Ökosystem. Viele Beziehungen zwischen den einzelnen Akteuren der Nahrungsnetze sind unbekannt. Oft werden sie erst dann entdeckt, wenn eine Art verschwindet.
Zudem bleibt auch ein Teil der Organismen, die in einem Ökosystem leben, im Verborgenen. Die beabsichtigten und zufällig entstandenen Eigenschaften, die durch Genomeditierung herbeigeführt werden, können an verschiedenen Stoffwechselprozessen mitwirken und so die mannigfaltigen Interaktionen zwischen der gentechnisch veränderten Art und den anderen Teilnehmern der Nahrungskette beeinflussen. Es kann ausserdem zu Auskreuzungen mit anderen, verwandten Arten kommen. Solche potenziellen Auswirkungen werden bei der Entwicklung gentechnisch veränderter Organismen oft zu wenig berücksichtigt und erforscht. Sie zeigen sich häufig erst viele Jahre nach der Freisetzung und können zu unumkehrbaren Schäden an den Ökosystemen führen.
Nanopartikel
Als Nanopartikel werden Teilchen definiert, die in wenigstens einer Dimension einen Durchmesser von weniger als 100 Nanometern haben. Nanopartikel können wegen ihrer Grösse Eigenschaften aufweisen, die vergleichbare grössere Partikel nicht besitzen. Manche Nanopartikel sind in der Lage, biologische Barrieren zu überwinden und in Zellen zu gelangen.
Neonicotinoide
Neonicotinoide sind Insektizide, deren künstlich hergestellter Wirkstoff die Nervenzellen von Insekten schädigt. Die Mittel, die in Neonicotinoiden enthalten, sind seit vielen Jahren in Verruf, weil sie mit dem Bienensterben in Zusammenhang gebracht werden. Im Jahr 2013 verhängte die EU-Kommission ein Moratorium für drei Neonicotinoide. Auch die Schweiz zog nach. Allerdings könnte das Moratorium in der EU dieses Jahr bereits wieder gelockert werden. Ein im März publizierte UN-Bericht kritisierte den Pestizidgebrauch grundsätzlich und fordert eine Umkehr zu einer ökologischen Landwirtschaft.
Externer Link: UN-Bericht über Pestizidgebrauch
Neue Allianz für Ernährungssicherheit in Afrika
Die «Neue Allianz für Ernährungssicherheit in Afrika» (kurz: «Neue Allianz») ist eine Kooperation zwischen den G8-Staaten, Akteuren aus der Privatwirtschaft und afrikanischen Regierungen. Internationale Grosskonzerne, die sich an der Allianz beteiligen, sind unter anderem Yara, Monsanto, Cargill, Mimran, Syngenta und Dupont. Eingeführt wurde die «Neue Allianz» auf dem G8-Gipfel im Jahre 2012 in Camp David (USA). Ihr Ziel ist, bis 2020 50 Millionen Afrikaner von Hunger und Armut zu befreien. Die Menschenrechtsorganisation FIAN kritisiert, dass die Kleinbäuerinnen und Kleinbauern, sowie die afrikanische Zivilbevölkerung bislang nicht in die Strategien einbezogen wurden, dass die Entscheidungen intransparent seien und vorab die Firmen und die G8-Staaten – auf Kosten der afrikanischen Staaten – profitierten. Aus diesen Gründen ist Frankreich im Februar 2018 aus der Allianz ausgetreten.
Externer Link: Kritik FIAN
Neue gentechnische Verfahren
Derzeit werden in der Pflanzenzucht viele neue gentechnische Methoden erprobt. Bisher wurden bei Genmanipulationen artfremde Gene in die Zielpflanze eingeführt. Der Bt-Mais zum Beispiel enthält die DNA des Bodenbakteriums Bacillus thuringiensis, das ein Gift gegen Schädlinge produziert. Bei den neuen Verfahren wird direkt in den DNA-Strang eingegriffen oder in die Genregulierung. Die Gentechlobby fordert, dass die neuen Verfahren nicht dem Gentechnikgesetz unterstellt werden, was die Hersteller von Risikofolgeabschätzungen befreien würde. Das Bundesamt für Landwirtschaft muss aktuell bei 20 neuen Verfahren entscheiden, ob diese unter das Gentechnikrecht fallen oder nicht.
Externer Link: Über die neuen gentechnischen Methoden
Norm
Das lateinische norma bedeutet «Richtschnur», «Massstab», «Richtlinie». Wir sind von Normen umgeben. Es gibt Verhaltensnormen, Rechtsnormen oder eben auch Vermarktungsnormen für Gemüse, Früchte, Obst und Wurzeln. Das meiste wird in drei Klassen gegliedert: die Extraklasse, die erste und die zweite Klasse. Früher durfte eine Gurke der Extraklasse zum Beispiel in der EU auf zehn Zentimeter, höchstens einen Zentimeter Krümmung aufweisen. In der Schweiz sind die Qualitätsnormen keine gesetzliche Vorschrift, werden aber von verschiedenen Branchen festgelegt und kontrolliert.
Nukleotide
Nukleotide sind die chemischen Bausteine der Nukleinsäuren. Die Nukleotidsequenz der DNA speichert die genetische Information und lässt sich durch ein molekularbiologisches Analyseverfahren, die Sequenzierung, bestimmen. In den Strängen der DNA (Desoxyribonuclein acid) oder deutsch DNS (Desoxyribonukleinsäure) bestehen die Nukleotide aus einem Basen- und einem Zuckeranteil sowie einer Phosphatgruppe. Der Zucker- und Basenanteil der Nukleotide in der DNA unterscheidet sich von dem in der RNA. Wie der Name schon nahelegt, wird in der DNA Desoxyribose, in der RNA (Ribonukleinsäure) hingegen Ribose verwendet. Sowohl DNA als RNA enthalten die Basen Adenin, Guanin und Cytosin. Anstelle des Thymins als viertes Element wird in der RNA Uracil eingesetzt. Die Abfolge der Nukleotide einer Nukleinsäure ergibt die Nukleotidsequenz, wobei die einzelnen Basen mit ihren Anfangsbuchstaben symbolisiert werden (zB. GCTATA). Anhand dieser Abfolge können Forscher die Funktionen bestimmter DNA-Abschnitte besser verstehen und so zur Entschlüsselung der Erbinformation (Genom) beitragen.
O
Oxidation
Oxidation (oder Oxidierung) bezeichnet ursprünglich die Vereinigung von Sauerstoff mit anderen chemischen Elementen oder Verbindungen. Der Begriff wurde später auf alle Vorgänge erweitert, die unter Sauerstoffaufnahme (bzw. Wasserstoffabgabe) verlaufen. Heute versteht man darunter den Entzug von Elektronen aus den Atomen eines chemischen Elements oder einer Verbindung. Die biologische Oxidation ist die Energiegewinnung durch stufenweise Oxidation («Entreissen von Wasserstoff») energiereicher Verbindungen in organischen Stoffen. Diese Reaktion wird von Enzymen (Proteinen) als Katalysatoren in Gang gesetzt. Enzymatische Oxidationsprozesse spielen in der Biologie eine wichtige Rolle, z. B. beim Abbau von Glukose oder bei der Entstehung von Leuchtstoffen, etwa in Pilzen.On-farm-Züchtung
Unter On-farm-Züchtung wird eine dezentrale, bäuerlich-gärtnerische Züchtung verstanden, bei der die Bauern oder Bäuerinnen in die Entwicklung und den Erhalt von Anbausorten miteinbezogen werden. Der Schwerpunkt liegt bei sortenfestem Saatgut, das nachgezogen werden kann. Im Gegensatz dazu werden von Zuchtunternehmen hauptsächlich Hybridsorten entwickelt, deren Nachzucht nicht möglich ist.
Opt-out-Regelung
Anfang 2015 beschloss die EU, genetisch veränderte Nutzpflanzen grundsätzlich zuzulassen, den einzelnen Mitgliedsstaaten jedoch nationale Verbote zu ermöglichen. Die EU-Staaten hatten zehn Monate Zeit, einen Opt-Out-Antrag einzureichen. Das englische Wort opt-out steht für «nicht mitmachen» und bedeutet hier, dass man von allfälligen Anbaugenehmigungen ausgenommen werden möchte. 17 von 28 EU-Staaten - darunter unsere Nachbarländer Deutschland, Österreich, Italien und Frankreich - sowie vier Regionen haben ihr Veto gegen den Anbau von bereits zugelassenen GVO-Pflanzen eingereicht wie auch gegen jene Gentech-Pflanzen, deren Anbaugesuche bei der europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA liegen.
P
Präzisionszüchtung
Hier wird die Grenze zwischen traditioneller Züchtung und Gentechnik verwischt, um die neue Gentechnik als natürliche Fortsetzung der Domestikation darzustellen. Diese Strategie ermöglicht den Herstellerfirmen auch eine Ausweitung der Reichweite von Patenten. Dabei werden fundamentale biologische und technische Unterschiede zwischen Gentechnik und konventioneller Züchtung missachtet. Bei Letzterer werden die Organismen als Ganzes genutzt. Die neue Gentechnik greift jedoch direkt auf der Ebene des Erbgutes ein und hebelt somit die natürlichen Mechanismen der Vererbung und der Genregulation aus. Zudem ist der Begriff irreführend, da die neue Gentechnik nicht präzise ist: Es kommt oft zu ungewollten Nebeneffekten.
Pfadabhängigkeit
Dieses Konzept bezieht sich auf etablierte und oft schwer veränderbare Muster (oder Pfade) zwischen bestimmten Ereignissen. Dabei bestimmen vergangene Ereignisse massgeblich, welche und wie spätere Ereignisse ablaufen. (So hat beispielsweise die Tatsache, dass finanzielle Mittel hauptsächlich in die Art von Forschung investiert wurden, die sich auf die Intensivierung und Industrialisierung der Landwirtschaft konzentriert, dazu beigetragen, dass sich diese Art der Landwirtschaft auf Kosten von anderen durchgesetzt hat.
Patentgeschütztes Saatgut
Erfindungen lassen sich durch ein Patent schützen. Wer sie nutzen will, muss eine Lizenzgebühr bezahlen. Ein Patent des Europäischen Patentamts (EPA) gilt in allen 38 Mitgliedstaaten des Europäischen Patentübereinkommens (EPÜ) – auch in der Schweiz. Zweck eines Patentes ist der Schutz einer Erfindung und soll einen Anreiz für Innovationen schaffen. Doch Patente auf Saatgut
bewirken das Gegenteil. Sie behindern Innovationen in der Pflanzenzucht: Andere Züchter und Landwirtinnen dürfen das patentierte Saatgut – im Gegensatz zu Sorten, welche mit einem Sortenschutzrecht geschützt sind, nicht mehr frei als Basis für die Weiterzucht verwenden.
Patentschutz
Ein Patent schützt eine Erfindung. Es gibt seinem Inhaber das Recht, anderen die gewerbsmässige Nutzung der Erfindung wie Herstellung, Verwendung oder Verkauf zu verbieten. Der Patentinhaber kann das Nutzungsrecht aber übertragen, indem er sein Patent verkauft oder es über Lizenzverträge weitergibt. Patente seien Lohn und Anreiz für die Forschung und Entwicklung auf allen Gebieten der Technik, schreibt das Eidgenössische Institut für Geistiges Eigentum. Hoch umstritten sind Patente auf Lebewesen wie Pflanzen oder Tiere. Heute gibt es allein in Europa rund tausend Patente auf Tiere.
Pestizide
Pestizide sind giftige chemische Substanzen, die unerwünschte Lebewesen vertreiben, töten oder in ihrer Entwicklung beeinträchtigen. Unter Pestizide fallen Substanzen gegen tierische Schädlinge (Insektizide), gegen Unkräuter (Herbizide), Pilze (Fungizide) und weitere Organismen. Weil Pestizide meist grossflächig in der Umwelt ausgebracht werden, belasten sie nicht nur Gewässer, Bestäuber, Vögel oder Amphibien. Pflanzen mit Pestizidrückständen landen auch auf unserem Teller. Einige Pestizide stehen im Verdacht, an der Entstehung von schweren Krankheiten wie Krebs beteiligt zu sein. Die Schweiz gehört zu den Ländern mit besonders hohem Pestizideinsatz, wie eine Analyse der Vision Landwirtschaft vom Mai 2016 zeigt.
Plasmide
Plasmide sind kleine ringförmige DNA-Moleküle. Sie kommen natürlicherweise in Bakterien vor – und zwar zusätzlich zu deren Erbinformation, die auf ihrem grössten Erbgutträger, dem Bakterienchromosom liegt. Plasmide können sich eigenständig vermehren und liegen oft in mehreren Kopien vor. Sie sind für das Leben der Bakterien nicht zwingend notwendig, können aber Gene enthalten, die in bestimmten Situationen Vorteile bieten – wie beispielsweise Gene, die eine Resistenz gegen Antibiotika verleihen. In der Gentechnik dienen modifizierte Plasmide als Fähren, um Gene in Zellen zu übertragen.
Polygene/monogene Eigenschaft
Monogene Eigenschaften werden durch ein Gen oder einige wenige Gene bestimmt. Sowohl die klassische Resistenzzüchtung als auch die Gentechnologie setzen oft auf monogene Resistenzen, denn diese lassen sich einfach herstellen. Dafür wirken sie meistens nur sehr spezifisch gegen bestimmte Pathogene. Monogene Resistenzen sind nicht sehr dauerhaft. Krankheitserreger können diese Resistenz schnell durchbrechen. Pflanzenzüchter sind deshalb gefordert, immer wieder neue Resistenzgene in die Sorten einzuführen. Sind für die Ausbildung der Resistenz mehrere verschiedene Gene verantwortlich, wird dies als polygene Resistenz bezeichnet. Hierbei leistet jedes dieser Gene nur einen kleinen Beitrag zur Resistenz. Deshalb ist deren Wirkung dauerhafter. Denn überwindet ein Pathogen eines dieser Resistenzgene, schützen die anderen Komponenten die Pflanze weiterhin. Derartige Resistenzen wirken meistens partiell: Das heisst, die Pflanze bleibt gesünder, aber nicht vollkommen gesund. Dafür ist sie gegen mehrere Erreger geschützt. Aufgrund der Vielzahl an Genen, die am Prozess beteiligt sind, ist dessen Anwendung mit Gentechnick schwierig zu gestalten.
Präzisionslandwirtschaft
Unter Präzisionslandwirtschaft (oder Landwirtschaft 4.0) versteht man die zielgerichtete Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Nutzflächen mit Hilfe modernster Technik, wie den neuesten Kommunikations- und Informationstechnologien. Dies ermögliche eine «Individualisierung der Feldbewirtschaftung und der Nutztierhaltung». Pflanzen und Tiere sollen «genau die Behandlung erhalten, die sie gerade benötigen», schreibt die Computerwoche. Bei Schädlingsbefall etwa, würden in der Präzisionslandwirtschaft ausschliesslich betroffene Pflanzen mit Pestiziden behandelt werden. In der Nutztierhaltung bekämen Kühe so viel Futter, wie sie jeweils benötigten. Roboter, Drohnen und Sensoren würden jenen Informationen erheben, die für eine Landwirtschaft nach Mass erforderlich seien. Präzisionslandwirtschaft sei «das Gebot der Stunde». Der Konzernatlas 2017 weist auf die Kehrseiten der Präzisionslandwirtschaft hin: Abhängigkeit von Konzernen, die die Geräte zur Verfügung stellen und damit Zugang zu den betriebswirtschaftlichen Daten erhalten. Zudem wird damit jahrtausendealtes bäuerliches Wissen an den Computer delegiert.
Probiotika
Probiotika sind Produkte aus lebenden Mikroorganismen, deren Verzehr einen gesundheitlichen Nutzen bringen soll. Erhältlich sind sie als Bestandteil von Lebensmitteln (zum Beispiel von Joghurt) sowie in Form von Kapseln und Tabletten als Arznei- oder Nahrungsergänzungsmittel. Bekannte Probiotika-Mikroorganismen sind Hefepilze, Enterokokken, Laktobazillen und Bifidobakterien. Im Lebensmittelbereich werden die Probiotika dem Functional Food zugerechnet, da sie über den Nährwert und Genuss hinausgehende gesundheitsfördernde Wirkungen haben sollen. Ob diese Wirkungen jedoch tatsächlich eintreten, ist im Einzelfall oft nicht wissenschaftlich bewiesen und wird immer wieder kontrovers diskutiert.
Proteine (Eiweisse)
Proteine spielen die vielfältigsten Rollen im Leben eines Organismus. Als Enzyme steuern sie unsere Lebensfunktionen. Sie bilden die Bausteine für Gewebe und Organe, bestimmen aber auch Krankheitsresistenz und individuelle Reaktionen auf äussere Einflüsse. Ihre Herstellung wird von den Genen gesteuert – aber nicht ausschliesslich. Denn Proteine interagieren nicht nur miteinander, sondern auch mit der DNA selbst und beeinflussen so ihre eigene Synthese. Die Eiweissbausteine (Aminosäuren) werden ausserhalb des Zellkerns hergestellt. Dazu muss die DNA im Zellkern in zwei Stränge aufgespaltet und die nötige Information auf einen Botenstrang (Boten-RNA/messenger RNA/ mRNA) aufgebracht werden. Diese ist für die Übertragung dieser Information zum Herstellungsort zuständig und wird nach erfüllter Aufgabe wieder zersetzt. Den Entstehungsprozess dieser mRNA aufgrund der in der DNA enthaltenen Information bezeichnet man in der Fachsprache als kodieren.
Push-Pull-Methode
Die Push-Pull-Technik ist eine auf agrarökologischen Ansätzen basierende Methode zur biologischen Schädlingsbekämpfung. Dabei werden Kulturpflanzen gemeinsam mit Pflanzen angebaut, welche Schädlinge mittels chemischer Botenstoffe vertreiben (Push) oder Nützlinge anlocken, welche die Schädlinge bekämpfen (Pull). Mit dieser Methode lässt sich der Ertrag umweltfreundlich steigern, ohne den Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel oder resistenter Hybridpflanzen. In Ostafrika wird die Methode seit den 90er-Jahren effektiv gegen die Stängelbohrermotte, einen Maisschädling, angewendet. Die Motte wird durch eine, zwischen den Maisreihen gepflanzte Hülsenfrucht vertrieben. Zusätzlich locken rund um die Felder gepflanzte Futtergräser die Insekten aus dem Feld heraus.
R
RNAi-Prozess
RNAi steht für RNA-Interferenz. Das ist ein natürlicher Prozess, der in Zellen von Tieren, Pflanzen, Pilzen und Menschen abläuft und dort der Genregulierung dient. Ausgelöst wird er durch doppelsträngige RNA (dsRNA). Gelangt sie in Zellen, legt sie dort das Gen still, das die gleiche Sequenz wie die dsRNA hat, und stoppt damit die Bildung des entsprechenden Proteins. Wird die Bildung eines Proteins gestoppt, das ein Lebewesen für sein Überleben braucht, wirkt dsRNA als Gift. RNAi lässt sich deshalb für den Pflanzenschutz nutzen und mehrere Firmen arbeiten derzeit an Pestiziden, die aus dsRNA bestehen (siehe Gentechfrei Magazin Nr. 109 vom April 2020). RNAi lässt sich auch in der Humanmedizin nutzen. Hier dienen dsRNA-Medikamente dazu, die Bildung von krankmachenden Proteinen zu stoppen. In der Schweiz sind bereits vier dsRNA-basierte Medikamente erhältlich.
Rechte der Bauern
Um die Rechte der Bauern und ihre Lebensgrundlage besser zu schützen, versucht eine Arbeitsgruppe des UNO-Menschenrechtsrats seit fünf Jahren eine entsprechende UNO-Deklaration zu verankern. Diese soll weltweit Bäuerinnen und Bauern den Zugang zu Land, Wasser, Saatgut und anderen Ressourcen sichern und sie gewährt den Bäuerinnen und Bauern das Recht, selbstgewonnenes Saatgut aufzubewahren, zu tauschen, weiterzugeben, zu verkaufen und zu gebrauchen. Die Erklärung will auch Staaten dazu verpflichten, die bäuerlichen Saatgutsysteme zu achten, zu schützen und zu unterstützen. Doch das Zustandekommen einer gemeinsamen Deklaration ist bis heute vor allem am Widerstand der Industrieländern gescheitert.
Resistenz, resistent
Resistenz heisst Widerstand. Gemeint ist die Widerstandsfähigkeit eines Lebewesens gegen Einflüsse der Umwelt, zum Beispiel gegen Krankheiten, aber auch Pestizide. Überall auf der Welt werden Pflanzen und Insekten immun gegen starke Pestizide. Die Bt-Baumwolle ist gentechnisch so verändert, dass sie permanent ein Gift gegen ihre Frassfeinde absondert. Doch einige von ihnen haben sich an das Gift gewöhnt und sind nun immun dagegen. Bedenklich ist die Antibiotikaresistenz. So sind viele Bakterien nicht nur resistent gegen viele Umwelttoxine, sondern auch gegen die meisten Antibiotika. Das liegt unter anderem daran, dass das Arzneimittel zu oft und zu leichtfertig (zum Beispiel in der Tiermast) eingesetzt werden; die Bakterien, die gefährliche Entzündungen auslösen, konnten sich an das Antibiotikum so anpassen, dass es ihnen nichts mehr anhaben kann.
Rheinauer Thesen
Seit rund zehn Jahren setzt sich eine aus Naturwissenschaftlerinnen, Bauern, Philosophinnen, Züchtern und Spezialistinnen aus anderen Bereichen zusammengesetzte Gruppe mit dem Wesen der Pflanze und ihren Rechten auseinander. Aus diesen Diskussionen sind die Rheinauer Thesen I zu Rechten von Pflanzen entstanden. Sie wurden im September 2008 am Fest «10001 Gemüse & Co.» in Rheinau vorgestellt. Im Juni 2011 folgten die Rheinauer Thesen II zur ökologischen Pflanzenzüchtung, in welchen unter anderem die Zelle als kleinste räumliche Grenze für Eingriffe definiert wurde (Eingriffe unterhalb der Zellebene sind nicht legitim). Diese Thesen wurden zu einer Art Verfassung für das Projekt zur Züchtung von Biosaatgut der Bio Suisse.
Externer Link: Rheinauer Thesen I
Externer Link: Rheinauer Thesen II
RNA-Interferenz
Die RNA-Interferenz (RNAi) ist ein natürlicher Mechanismus, der in den Zellen von Tieren, Pilzen, Pflanzen und Menschen vorkommt. Die Lebewesen nutzen ihn, um die Aktivität von Genen zu regulieren oder sich vor Viren zu schützen. Auslöser der RNAi ist doppelsträngige RNA. Zellen zerlegen diese Moleküle als Erstes in kleine Schnipsel. Die Schnipsel binden dann an die Boten-RNA eines Gens mit identischer Sequenz. Da die Boten-RNA dadurch zerstört wird, kann aus dem Gen kein Protein mehr gebildet werden.
Risikoanalyse
Organismen, deren Erbanlagen mit Hilfe gentechnischer Verfahren verändert wurden, dürfen ohne eine Risikoanalyse nicht freigesetzt oder vermarktet werden. Bei der Beurteilung des Risikos müssen die zuständigen Behörden prüfen, ob die Organismen schädigend auf die menschliche Gesundheit oder die Umwelt wirken könnten. Dabei gilt es zu bedenken, dass keine Risikoabschätzung objektiv sein kann sondern von subjektiven Werthaltungen und persönlichen Interessen abhängig ist. Zudem fliessen wichtige Aspekte wie Gesellschaft oder Ethik nicht in die Risikobeurteilung ein.
RNS/RNA (Ribonukleinsäure)
Ähnlich wie die DNA, ist die RNA ein Makromolekül, das aus einem Zuckerrückgrat (Ribose) und einer Abfolge von vier Basen besteht. Dabei wird das Thymin (T), das in der DNA enthalten ist, durch Uracil (U) ersetzt. Jeweils drei im RNA-Strang aufeinanderfolgende Nukleotide (sog. Codon) legen eine bestimmte Aminosäure im Proteinbauplan fest. Im Gegensatz zur DNA liegt die RNA nicht als Doppelhelix, sondern als einzelner Strang vor. Die Aufgabe der RNA besteht nicht nur darin, die in der DNA gespeicherte Information aus dem Zellkern zum Ort der Proteinsynthese zu transportieren und zu übersetzen, sie trägt auch zur Regulierung der Genaktivität bei.
S
Stop GE Trees
Das Bündnis Stop GE Trees (Stopp Gentechnikbäume) ist ein Zusammenschluss von Umwelt- und Bürgerorganisationen aus der ganzen Welt. Stop GE Trees setzt sich aktiv gegen die Freisetzung von Gentechnikbäumen ein. In einem detaillierten Bericht hat das Bündnis den Stand der Entwicklung bei gentechnisch veränderten Bäumen übersichtlich aufgelistet, nach Kontinenten und nach Eigenschaften der Gentecharten. Der Bericht fokussiert auf Waldbäume. Es werden die grössten Risiken beschrieben, die wichtigsten Treiber erörtert und es wird aufgezeigt, welche Interessen dahinterstehen. Ein besonderes Augenmerk richtet der Bericht auf die gesetzlichen Regulierungen und die derzeitigen Deregulierungsbestrebungen der nationalen Gentechnikvorschriften aufgrund der neuen Gentechnik, die auch die Entwicklung von Bäumen beeinflusst. Der Bericht «The Global Status of Genetically Engineered Tree Development: a Growing Threat» ist verfügbar unter: www.stopgetrees.org/resources/global-status-report/
Schlüsselgen
Die Interaktionen zwischen Genen und ihren Produkten sind genauso komplex wie die direkten und indirekten Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Akteuren in natürlichen Ökosystemen. Ähnlich wie Schlüsselarten, können auch einzelne Gene einen verhältnismässig starken Einfluss auf die Biodiversität ausüben. Solche möglichen Auswirkungen auf die biologische Vielfalt wurden jedoch bisher kaum untersucht, da sich viele der komplexen Wechselwirkungen in Experimenten nur unvollständig modellieren lassen. Es ist auch weitgehend unklar, welche Gene unter welchen Umständen als Schlüsselgene wirken können.
Schlüsselart
Schlüsselarten übernehmen zentrale Funktionen im Ökosystem. Sie sind somit unersetzlich und repräsentieren den Schlüssel zum Überleben des Ökosystems und zum Erhalt seiner Artenvielfalt. Der Begriff ist vom englischen Ausdruck «keystone species» abgeleitet. In der Architektur schliesst der Schlussstein (keystone) ein Gewölbe ab und stabilisiert ihn. Ähnliches gilt auch für Schlüsselarten. Verschwinden sie, führt dies zu einer drastischen Veränderung des Ökosystems, zum Beispiel durch das Aussterben weiterer Arten, die von ihnen abhängig sind. So verdeutlichen Schlüsselarten die Funktionsweise von Ökosystemen: Es sind Netzwerke, in denen alles in Beziehung zueinander steht. Deshalb können auch noch so punktuelle Eingriffe unvorhersagbare, weitreichende Folgen für das ganze System haben.
Symbiose
Die Symbiose ist eine Form des Zusammenlebens artverschiedener Organismen, das für beide Partner vorteilhaft ist. Vielen Organismen ist das Leben erst durch die Symbiose mit anderen Organismen möglich. Symbiosen verbessern beispielsweise den Stoffwechsel oder erhöhen die biologische Fitness und bewirken auf diese Weise eine höhere Überlebenschance.
Ein Beispiel für die Symbiose ist das Zusammenleben von Pflanzen mit stickstofffixierenden Knöllchenbakterien. Mithilfe dieser Mikroorganismen können gewisse Pflanzenarten Stickstoff aus der Luft verwerten, den sie zum Wachstum dringend benötigen, der aber im Boden oft zu wenig vorhanden ist. Es wird spekuliert, dass die neue Gentechnik Nutzpflanzen, die nicht mit Knöllchenbakterien zusammenleben, dazu befähigen könnte, eine solche Symbiose zu entwickeln. Doch dies ist äusserst unwahrscheinlich, denn der Grundstein für die Symbiose wurde vor etwa 100 Millionen Jahren gelegt und hat einen sehr komplexen genetischen Hintergrund, weshalb zahlreiche Stoffwege umprogrammiert werden müssten.
Selbstklonierung
Selbstklonierung ist ein bei Mikroorganismen (Hefen, Bakterien, Mikroalgen) verwendeter Begriff. Er beschreibt das Vorgehen, Gene aus Zellen zu entfernen und sie ins Erbgut von Zellen der gleichen oder eng verwandten Art zu übertragen. Selbstklonierung ist vergleichbar mit der Cisgenese, die bei Tieren und Pflanzen die Übertragung arteigener Gene bezeichnet. In der Schweiz gilt die Selbstklonierung nur dann rechtlich als Gentechnik, wenn sie bei pathogenen Mikroorganismen eingesetzt wird. Selbstklonierte Mikroorganismen für die Getränke- und Lebensmittelindustrie sind hierzulande keine GVO. In der EU gilt folgende Regel: In geschlossenen Systemen wie Laboren gelten selbstklonierte Mikroorganismen nicht als GVO. Werden sie hingegen auf den Markt gebracht, sind sie rechtlich GVO. Da Selbstklonierung von der Gentechnikgesetzgebung ausgeschlossen sein kann, wird sie gerne bei Gentechnikbaukästen für Schulen und für Zuhause verwendet.
SmartStax-Pro-Mais
SmartStax-Pro-Mais ist die erste zugelassene gentechnisch veränderte Pflanze weltweit, die ein Insektengift auf RNA-Basis produziert. Der von Bayer/Monsanto entwickelte Mais bildet eine dsRNA, die zum Snf7-Gen im Erbgut des Maiswurzelbohrers passt. Fressen die Larven des Schädlings am Mais, sterben sie ab, weil die dsRNA das für sie lebenswichtige Snf7-Gen blockiert. Neben der Anleitung für die Snf7-dsRNA enthält der SmartStax-Pro-Mais auch Fremdgene für Bt-Insektengifte und Herbizidresistenzen. Gegenwärtig ist er in Kanada, Brasilien, Argentinien und den USA für den Anbau zugelassen.
Solidarische Landwirtschaft (Solawi)
Die Grundlage der solidarischen Landwirtschaft (im internationalen Kontext auch Community Supported Agriculture genannt) bildet die direkte Zusammenarbeit zwischen LandwirtInnen und KonsumentInnen. Mehrere private Haushalte tragen die Kosten des landwirtschaftlichen Betriebs, wodurch der Preisdruck wegfällt. Im Gegenzug erhalten sie einen Anteil an dessen Ernteertrag: hochwertige, saisonal und regional produzierte Nahrungsmittel. Dieses System hat mehrere Vorteile. Einerseits ermöglicht es eine Risikoteilung, indem es das Einkommen des Betriebs sichert. Andererseits haben die KonsumentInnen einen persönlichen Bezug zu den Produkten: Sie beteiligen sich aktiv an Planung und Produktion. Ein Jahresabonnement ermöglicht zudem eine längerfristige Zusammenarbeit. Solawi erhöht die Wertschätzung für die landwirtschaftliche Arbeit und die Lebensmittel. Sie unterstützt eine nicht-industrielle, marktunabhängige Landwirtschaft, welche das Umweltbewusstsein und die Verbreitung des ökologischen Landbaus fördert. In der Schweiz existieren zurzeit rund 40 Solawi-Initiativen.
Sortenvielfalt
Die Sortenvielfalt die Vielfalt innerhalb einer Art, zum Beispiel das Vorhandensein verschiedener Apfelsorten. Heute machen jedoch in ganz Europa drei Sorten nahezu 70 Prozent des Gesamtangebotes am Apfelmarkt aus: Golden Delicious, Gala und Jonagold. Dabei gibt es viel mehr Sorten und viele verschiedene Geschmacksrichtungen. Schon einmal von der Apfelsorte Hansuli gehört? Von der Ananas-Reinette, dem Wehntaler Hagapfel oder dem rund 2000-jährigen Sternapi? Über die vielen verschieden Apfel-, Birnen-, Zwetschgen- oder Kirschensorten erfährt man mehr bei Fructus, eine Vereinigung, die sich um den Erhalt der Sortenvielfalt dieser Früchte kümmert: http://www.fructus.ch
Strassburger Rechtsprechung zu Asbest
Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) in Strassburg hatte im März 2014 der Witwe eines Asbest-Opfers Recht gegeben und damit ein Urteil des Schweizer Bundesgerichts aufgehoben. Daher beschloss das Parlament, die Bestimmungen zu Verjährungsfristen zu überarbeiten und bspw. bei Personenschäden von 10 auf 20 Jahre zu verlängern.
Studie von Global 2000
Die aktuelle Studie der österreichischen Umweltorganisation befasst sich mit den Produkten und Profiteuren der Neuen Gentechnik und zeigt, dass technische Innovationen das bestehende Agrarmodell nur kosmetisch etwas "grüner" machen. Sie leitet dies nicht nur aus der aktuellen Produktentwicklung ab, sondern auch aus der Tatsache, dass Verfahren wie CRISPR/Cas eine regelrechte Patentierungswelle ausgelöst haben. (Download: wck.me/14s7)
Synthetische Düngemittel
Das Wort «Synthese» (griech: sýnthesis) bedeutet «zusammenführen», «zusammensetzen». Synthetische Düngemittel sind künstlich hergestellte Düngemittel, man spricht auch von Kunstdünger oder Mineraldünger. Pflanzen brauchen für eine gute Entwicklung neben Wasser und Sonne auch Nährstoffe wie Stickstoff, Phosphat, Kalium und Spurenelemente wie Magnesium oder Zink. Diese Stoffe nehmen sie aus dem Boden auf. Ein nahrhafter Boden (Humus = Erde) ist im Ackerbau deshalb elementar. Kunstdünger enthalten oben genannte Stoffe in reiner, leicht löslicher Form. Für die Herstellung von Kunstdünger ist viel fossile Energie nötig (Erdöl). In der biologischen Landwirtschaft sind synthetische Düngemittel verboten, da isoliert eingebrachte Mineralstoffe das natürliche Gleichgewicht der Bodenorganismen stören. So können sich Stickstoff oder Phosphor negativ auf die Bodenfruchtbarkeit und die Gewässerqualität auswirken. Kunstdünger enthalten auch Schwermetalle wie Blei, Nickel, Quecksilber, Arsen oder Uran. Die ökologische Landwirtschaft setzt nur organische Düngemittel ein. Diese stammen aus natürlichen Stoffen wie Kompost, Stallmist, Gülle, Gründüngung, Jauche oder Mulch.
T
Trait-Sprays
Als Trait-Sprays werden neuartige Betriebsmittel für den Pflanzenanbau bezeichnet, mit denen sich im Feld gezielt die Aktivität einzelner Gene von Pflanzen beeinflussen lässt. Ihre Wirkstoffe sind isolierte dsRNA und Proteine, mit denen sich Gene stilllegen oder aktivieren lassen. Auch gentechnisch veränderte Mikroben, die solche dsRNA und Proteine bilden, werden als Wirkstoffe erprobt. Bisher sind noch keine Trait-Sprays auf dem Markt erhältlich. Sie gelten jedoch als mögliche Alternative zur Züchtung. Denn in Zukunft sollen die Eigenschaften von Pflanzen nicht mehr züchterisch generiert, sondern während des Anbaus je nach Bedarf mit Trait-Sprays erzeugt werden.
Transgen/Pflanzen ohne Transgen
Ein Transgen ist ein Gen, das mit Gentechnik in eine andere Art als die Ursprungsart eingefügt wird. Die Industrielobby möchte Pflanzen, die mit der neuen Gentechnik entstanden sind und kein artfremdes Gen enthalten, als sicher deklarieren, um sie aus dem Geltungsbereich des Gentechnikgesetzes herauszunehmen. Doch der Verzicht auf das Einführen von artfremden Genen bietet keine höhere Sicherheit. Die Risiken der Gentechnik sind nicht mit der Herkunft des eingefügten Gens verbunden, sondern mit der verwendeten Technik sowie mit den Eigenschaften und den Auswirkungen, welche mit der eingeführten, entfernten oder veränderten Sequenz verknüpft sind.
Technologiekonvergenz
Ein Prozess, bei dem Technologien, die ursprünglich unabhängig und nicht miteinander verwandt waren, im Laufe ihrer Entwicklung immer stärker integriert oder sogar vereint werden. (Ein Beispiel dafür sind die Kamera- und Telefonfunktionen eines Mobiltelefons.)
Treibhausgasemissionen
Die Landwirtschaft ist für einen erheblichen Teil der klimarelevanten Gasemissionen (Treibhausgase) verantwortlich und ist somit Mitverursacherin des Klimawandels, unter dessen negativen Folgen sie leidet. Zu den wichtigsten Treibhausgasen zählen Kohlendioxid, Methan und Lachgas. Die Mehrheit der Emissionen dieser Gase ist auf die intensive Landwirtschaft zurückzuführen. So stammt Kohlendioxid vorwiegend aus der Waldzerstörung – um Platz für Monokulturen und grossflächige Plantagen zu schaffen – und aus dem Abbau der organischen Bodensubstanz als Folge der Landnutzung. Methan stammt vorwiegend aus der Tierhaltung, das heisst aus dem Verdauungsprozess der Wiederkäuer. Lachgas entweicht bei der Bodenbewirtschaftung mit synthetischen Kunstdüngern, die auf Monokulturen für die Kraftfutterproduktion in der Hoffnung auf höhere Erträge reichlich ausgebracht werden. Auch bei der Herstellung dieser Düngemittel entweichen Methan und Lachgas. Über die Zusammenhänge zwischen Klimawandel und intensiver Landwirtschaft, über die Haken bei der Anwendung der Gentechnologie und über nachhaltige, systembasierte Alternativen klärt das Klimadossier der SAG auf: www.gentechfrei.ch/klimadossier
Transgene Pflanzen
Transgene Pflanzen sind gentechnisch veränderte Pflanzen, in die ein oder mehrere artfremde Gene eingeführt worden sind, wie zum Beispiel das Bacillus Thuringiensis in die Mais- oder Baumwollpflanze. Transgene, landwirtschaftliche Nutzpflanzen werden unter anderem in Nordamerika grossflächig angebaut. Dabei handelt es sich vor allem um Mais, Soja und Baumwolle.
U
Unbeabsichtigte Nebeneffekte
Ein Nebeneffekt, der z.B. beim Anwenden des CRISPR/Cas-Systems auftreten kann, sind ungewollte Veränderungen der DNA an Nicht-Zielsequenzen (Off-Target-Effekte). Denn das System der Genschere ist nicht hundertprozentig genau, sondern toleriert eine gewisse Anzahl an Fehlpaarungen zwischen den Basen der leitenden RNA und denen der angesteuerten Zielsequenz im Genom. Das kann dazu führen, dass Cas auch an anderen Stellen im Genom bindet, dort die DNA schneidet und ungewollt eine zusätzliche Veränderung einführt.
Univox-Umweltstudie
Gemäss einer Befragung für die Univox-Umweltstudie aus dem Jahre 2015, nehmen fast drei Viertel (70 Prozent) der Befragten die Gentechnik in der Lebensmittelherstellung als Gefahr wahr. Dabei erachten Westschweizer (74 Prozent), Frauen (75 Prozent), Personen zwischen 40 und 64 Jahren (73 Prozent) und Personen mit niedrigem Einkommen bis 4000 Franken (78 Prozent) Gentechnik in Lebensmitteln besonders häufig als Gefahr. Bezüglich Parteizugehörigkeit zeigt sich, dass Sympathisanten der SVP die Gentechnik ebenso häufig als grosse Gefahr betrachten wie jene der GLP (jeweils 71 Prozent). Nur Sympathisanten von SP und Grünen erachten die Gefahr von Gentechnik als noch grösser.
Externer Link: Die Univox-Umwelt-Studie
V
Varroa-Milbe
Die in den 1970er Jahren aus Asien eingeschleppte Varroa-Milbe lebt als Parasit an der Honigbiene. Sie krallt sich am Rücken der Biene fest und saugt ihr Blut, wie ein Vampir. Die offene Wunde schwächt die Biene und begünstigt Infektionen. Die Varroa-Milbe gilt aus Hauptverursacher des Bienensterbens.
Externer Link: Die Varroa-Milbe
Verschiebungen in Insektengemeinschaften
Studien haben gezeigt, dass der Anbau von gentechnisch manipulierten Pflanzen zu Veränderungen innerhalb von Insektengemeinschaften führen kann. Eine im Jahre 2015 publizierte Untersuchung hat Veränderungen in der Gemeinschaftsstruktur von Mistkäferarten in Waldgebieten, die von Gentech-Mais umgeben waren, nachgewiesen. Zudem nahm die Artenvielfalt der Mistkäfer in der Nähe von Gentech-Mais-Feldern ab. Die Wissenschaftler wählten den Mistkäfer für ihre Untersuchung aus, weil dieser als ökologischer Indikator für Veränderungen gilt. Eine andere Studie untersuchte im Gewächshaus die Auswirkungen des Laubs von Bt-Toxine absondernden Gentech-Bäumen, auf Wasserlebewesen. Auch diese stellte Veränderungen in der Zusammensetzung der Wasserinsektenpopulationen fest.
Vorsorgeprinzip
Der Grundsatz des Vorsorgeprinzips beruht auf der Einsicht, dass die komplexen und oft nicht vollständig verstandenen Wechselwirkungen in der Natur es unmöglich oder zumindest schwierig machen, Umweltbedrohungen zu erkennen. Das Vorsorgeprinzip schreibt daher vor, dass neue Technologien, Chemikalien, Pestizide etc. einer unabhängigen, umfassenden wissenschaftlichen Bewertung unterzogen werden müssen, bevor sie am Mensch angewandt oder in der Natur freigesetzt werden. Diese Bewertung bezieht in die Risikoanalyse auch das Nichtwissen (die Unsicherheit) mit ein. Während in Europa und in der Schweiz das Vorsorgeprinzip besagt, dass man zum Beispiel Pestizide oder Chemikalien nur einsetzen darf, wenn zweifelsfrei feststeht, dass keine Schäden an Mensch und Umwelt entstehen, gilt in den USA das umgekehrte Prinzip: Solange nicht eindeutig erwiesen ist, dass diese Produkte schädlich sind, sind sie erlaubt. Diese beiden unterschiedlichen Ansätze prallen vor allem bei internationalen Handelsabkommen aufeinander.
W
Wachstumsfaktoren
Für die Herstellung von Laborfleisch müssen aus dem Tier (z. B. einem Rind) Stammzellen gewonnen werden. Diese werden einem Nährmedium zugefügt, sodass sich die Zellen vermehren können. Das Nährmedium beinhaltet neben Zucker, Mineralien und Vitaminen auch Wachstumsfaktoren. Diese entstammten ursprünglich meistens fetalem Kälberserum. Dafür wurde einem ungeborenen Kalb im Bauch der Mutter Blut entnommen. Da dies aufwendig ist und zum Tod des Kalbes führt, werden Wachstumsfaktoren heute meistens in Bioreaktoren, durch GVO (Bakterien, Pilze, Pflanzen, aber auch Fruchtfliegen) hergestellt und anschliessend von den Herstellerorganismen gereinigt.
Wildtiere in komplexen Waldökosystemen
Viele Tierarten würden im Falle einer Freisetzung der gentechnisch veränderten Amerikanischen Kastanie mit ihr interagieren. Direkte Auswirkungen auf Tiere könnten sich aus dem Verzehr von Pollen, Nüssen, Blättern und anderen Teilen des Baumes ergeben. Indirekte Auswirkungen könnten sich auch aus der Störung des Lebensraums ergeben, wenn der wieder eingeführte Waldriese andere Bäume verdrängt, die sich seit seinem Verschwinden in den nordamerikanischen Wäldern etabliert haben. Noch gibt es aber grosse Wissenslücken auf dem Gebiet der Waldökosysteme. Jüngste Forschungsprojekte haben hochkomplexe Abhängigkeiten, Rückkopplungsschleifen und Kommunikationsnetze zwischen und unter den Waldarten offenbart. Die Einführung gentechnisch veränderter Bäume würde diese unglaubliche Komplexität um unzählige Variablen erhöhen.
Weltagrarbericht
Der Weltagrarbericht wurde 2008 vom Weltagrarrat (International Assessment of Agricultural Knowledge, Science and Technology for Development, Abk. IAASTD) veröffentlicht. Der Bericht fordert insbesondere eine Ausdehnung der ökologischen Landwirtschaft beziehungsweise agrarökologischer Methoden und die Förderung von Kleinbauern. Die Agrogentechnik, Agrochemie und Patentierbarkeit von Saatgut werden kritisch hinterfragt.
Z
Zielgerichtete Mutagenese (neue Gentechnik)
Dieser Begriff betont einerseits die Präzision und Treffsicherheit der neuen Gentechnik. Warum die Technologie nicht so treffsicher ist wie behauptet, wird im Fokusartikel des Gentechfrei Magazins Nr. 122 detailliert erklärt (s.a. Präzisionszüchtung). Die klassische, nicht zielgerichtete Mutagenese wird in der Schweiz aufgrund ihrer «langen Geschichte der sicheren Nutzung» (history of safe use) nicht als Gentechnik eingestuft. In der EU ist sie eine Ausnahme bei der Gentechnikgesetzgebung. Mit der Anwendung des Begriffs wird versucht, die politischen Prozesse in Richtung Deregulierung zu beeinflussen. Neben der fehlenden «history of safe use» – die in einigen Ländern, bspw. Frankreich von Fall zu Fall revidiert werden soll – gibt es auch andere wichtige Unterschiede zur klassischen Mutagenese (Mutagenese-Züchtung). Unter anderem kann bei Letzterer nicht das ganze Genom manipuliert werden, da gewisse Teile des Erbguts vor Mutationen besonders geschützt sind. Diesen Schutz hebelt die neue Gentechnik aus und erlaubt somit eine erhöhte Eingriffstiefe – mit potenziell erhöhten Risiken. Ein weiterer Unterschied liegt in der Auswirkung beider Methoden auf die genetische Vielfalt. Während die klassische Mutagenese durch zufällig auftretende Mutationen die Bandbreite der genetischen Varianten im Genom erhöht und somit einen Ausgangspunkt für die Selektion bietet, ist dies bei der neuen Gentechnik nicht der Fall: Hier geht es darum, einzelne oder wenige spezifische Veränderungen im Erbgut herbeizuführen. Der Begriff umfasst zudem nicht alle Verfahren der neuen Gentechnik (z. B. TEGenesis).
In unserem neuen Factsheet klären wir über grundlegende Unterschiede zwischen der gezielten Mutagenese (neue Gentechnik) und der herkömmlichen (Zufallsmutagenese) auf.
Link: www.gentechfrei.ch/images/Factsheet_Mutagenese_Update2308.pdf
Zellkern (Nukleus)
Der Zellkern ist das Informations und Steuerzentrum der Zelle. In dieser rundlichen Struktur befindet sich das Erbgut in Form von zu Chromosomen gebündelter DNA. Ein Zellkern ist nur bei den Eukaryoten (Tiere, Pflanzen, Pilze) vorhanden. Eine Doppelmembran, die Kernhülle, schützt den Kerninhalt und reguliert den Stofftransport zwischen Kern und Zellinhalt. Der Nukleus ist Schauplatz für wichtige Regulierungs- und Erbvorgänge. Unter anderem wird die in der DNA enthaltene Information in die Botenmoleküle (mRNA) umgeschrieben. Um das Erbgut im Zellkern zu verändern, müssen die fremden Gene oder die Komponenten der Genschere sowohl bei den klassischen als auch bei den neuen gentechnischen Verfahren in den Zellkern eingeschleust werden – dies geschieht mittels Partikelkanonen oder mithilfe von Viren oder Bakterien.
Zertifiziertes Saatgut
Saatgutgesetze schreiben vor, welches Saatgut in den Handel kommen darf. Alle anderen Samen sind illegal. Diese Gesetze wurden in den USA und Europa in den 50er und 60er-Jahren eingeführt, damit die Bauern eine gewisse Sicherheit haben, gutes Saatgut zu erhalten. Saatgutgesetze will man nun auch in Afrika durchsetzen. So hat kürzlich das Landwirtschaftsministerium in Malawi mitgeteilt, dass auf Saatgutmärkten nur noch zertifiziertes Saatgut von registrierten Händlern verkauft werden darf. Alles andere ist demnach illegal. Dieser Beschluss wurde von der Zivilbevölkerung heftig kritisiert, denn er hat negative Auswirkungen auf die Bäuerinnen und Bauern, welche lokales Saatgut züchten, vermehren, tauschen und auf dem Markt verkaufen.