Eine kleine Anfrage der Grünen im Deutschen Bundestag zeigt, dass die Bundesregierung den Einsatz von Gentechnik bei Pflanzen und Tieren intensiv fördert. Darunter sind Projekte zur gentechnischen Manipulation von Schweinen und Hühnern, von Wald- und Obstbäumen, Tomaten und von Ackerpflanzen. Der Einsatz der Gen-Schere CRISPR-Cas spielt dabei eine zentrale Rolle. Die Ziele reichen von der Weiterentwicklung von Methoden über Ertragssteigerung und Resistenzen gegen Krankheiten bis hin zur gentechnischen Kastration von Ferkeln.
Das Fördervolumen für aktuelle Projekte zur gentechnischen Veränderung von Pflanzen und Tieren beläuft sich auf über 100 Millionen Euro. Die öffentlichen Gelder werden von verschiedenen deutschen Ministerien, Forschungsgemeinschaften sowie von Forschungsprogrammen der EU zur Verfügung gestellt.
Das grundlegende Problem ist, dass viele dieser Projekte gesellschaftlich nicht legitimiert sind. Ein Grossteil der Projekte ist darauf ausgerichtet, dass die entwickelten GVOs freigesetzt oder zur Nahrungsmittelerzeugung verwendet werden. Jedoch beweist eine Umfrage des Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, dass die Mehrheit der deutschen Bevölkerung die Gentechnik in der Landwirtschaft klar ablehnt. Zivilgesellschaftliche Akteure sollten deshalb bei der Vergabe der Projekte miteinbezogen werden, fordert Testbiotech.
Einmal mehr scheinen wirtschaftliche Interessen im Vordergrund zu stehen. Von den Forschungsprogrammen und den daraus resultierenden Anwendungen profitieren in erster Linie Forschungsinstitute, wie z.B. das Max-Planck-Institut, Universitäten aber auch die Industrie. Diese haben bereits mehrere Patente auf ihre Forschungsergebnisse angemeldet. Hingegen gibt es kaum Förderbeiträge für die notwendige Risikoforschung zu den neuen Gentechnikverfahren. Unter diesem Mangel leiden auch die öffentliche Debatte und die politische Entscheidungsfindung. Um den Einsatz von riskanten Technologien wie der Gentechnik steuern zu können, ist die Gesellschaft auf eine breit angelegte Forschung aus der Perspektive des Umwelt-, Natur- und Verbraucherschutzes angewiesen. Ohne umfassende Forschungsprogramme zu den Schutzzielen ist der Einsatz der Gentechnik nicht zu verantworten.
Risiken bestehen vor allem in unerwarteten Effekten dieser Techniken und den Interaktionen der genomeditierten Organismen mit der Umwelt. Die gemeinnützige Organisation Testbiotech ist an zwei Projekte zu dieser Begleitforschung beteiligt. Testbiotech fordert einen systematischen Aufbau von Risikoforschung, die unabhängig ist von den Interessen der Entwickler und Anwender und die Fragen von Umwelt-, Natur und Verbraucherschutz ins Zentrum stellt.
- Externer Link: Pressemitteilung von Testbiotech
- Externer Link: Bevölkerungsumfrage vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Nukleare Sicherheit zu Natur und biologischer Vielfalt
- Externer Link: Antwort der Bundesregierung auf die Anfrage der Grünen
- Externer Link: Vom BMBF gefördertes Projekt GeneTip
- Externer Link: Vom BMU gefördertes Projekt "Fachstelle Gentechnik und Umwelt"
- Externer Link: Rechtsgutachten zur Förderung einer unabhängigen Risikoforschung