220622 austriaMoneymaker-Tomate: Keine Lösung für den Welthunger. Bild: Shutterstock

Mit der Crispr/Cas-Methode habe Forschende Tomaten so verändert, dass sie Provitamin D3 produzieren. Durch UVB-Licht kann das dann zu Vitamin D3 umgewandelt werden. Das Verfahren könnte auch bei anderen Nachtschattengewächsen, beispielsweise Kartoffeln, zur Anwendung kommen. Dabei werden mit der Genschere die genetische Anlagen ‚ausgeschaltet‘, die unter anderem für die Reaktion der Pflanzen auf Umweltstress wichtig sind. Infolgedessen könnten sie auch anfälliger gegenüber Krankheiten und Schädlingsbefall sein oder die Wechselwirkungen mit Bestäubern und Bodenorganismen könnten beeinträchtigt werden.

Auch andere Stoffwechselwege können gestört oder Inhaltsstoffe ungewollt verändert sein. Um Risiken und mögliche Vorteile zu überprüfen, soll eine Variante der Tomaten jetzt in Freilandversuchen in England getestet werden, was von den EntwicklerInnen der Gentechnik-Früchte bereits als Erfolg gefeiert wird.

Ob die Gentechnik-Tomaten aber anstatt der erhofften Vorteile nicht vielmehr neue Probleme schaffen, ist völlig offen. Mögliche Umweltrisiken betreffen unter anderem die Empfindlichkeit gegenüber Stressfaktoren oder die Wechselwirkungen mit Bestäubern und Bodenorganismen. Offene Fragen bestehen zudem bezüglich der Lebensmittelsicherheit, die durch unbeabsichtigte Veränderungen der Inhaltsstoffe gefährdet werden kann. Schliesslich muss geprüft werden, ob die erhofften Vorteile überhaupt realisierbar sind: je nach Tomatensorte und Umweltbedingungen kann die Konzentration an Vitamin D in den Früchten sehr unterschiedlich sein. Eine genaue Dosierung, wie z.B. durch Tabletten, scheint kaum möglich.

Fragen ergeben sich auch durch weitere "CRISPR-Tomaten", die in Japan entwickelt wurden und eine blutdrucksenkende Wirkung haben sollen. Auch wenn diese unterschiedlichen Gentechnik-Tomaten im Einzellfall jeweils als sicher angesehen würden, könnten die Auswirkungen infolge eines gleichzeitigen Verzehrs dieser CRISPR-Früchte nicht abgeschätzt werden.

Die Organisation Testbiotech fordert eine eingehende Prüfung der Risiken, die mit der Einführung dieser und ähnlicher Produkte einhergehen können, wobei auch mögliche Wechselwirkungen berücksichtigt werden müssen. Neben Tomaten werden mit Hilfe der neuen Gentechnik u.a. auch Pilze, Salat, Kartoffeln, Leindotter, Soja, Weizen, Reis und Mais intensiv bearbeitet. Die Industrie fordert, dass die meisten dieser Pflanzen ohne eingehende Risikoprüfung und Kennzeichnung auf den Markt kommen sollen. Dagegen warnt Testbiotech, dass durch unkontrollierte Freisetzungen die Ökosysteme destabilisiert, das Artensterben beschleunigt und die Gesundheit der VerbraucherInnen gefährdet werden können.