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In Argentinien wird ausschliesslich gentechnisch veränderte Soja angebaut. Bild: Shutterstock

Trockenheitstoleranz wird gerne ins Felde geführt, um zu begründen, wieso die Regeln für neue Gentechnik aufgeweicht werden sollten. Eine solche trockenheitstolerante genomeditierte Sojabohne wurde 2022 in Brasilien und Argentinien zugelassen. Doch bis sie auf den Feldern wachsen wird, könnte es noch eine Weile dauern, wie Recherchen des deutschen Informationsdienst Gentechnik zeigen. Bereits 2015 wurde in Argentinien eine transgene trockenheitstolerante Sojasorte (Verdeca HB4) zum Anbau zugelassen. Neben der Trockenheitstoleranz besitzen HB4-Sojabohnen auch eine Resistenz gegen Glufosinat, ein Breitspektrum-Herbizid, das zur Bekämpfung einer Vielzahl von Unkräutern eingesetzt wird.

Transgene Soja mit Sonnenblumengenen

Die Trockentoleranz resultiert aus der Übertragung des Regulatorgens HB4 bei Sonnenblumen, welches die Stressantwort der Pflanze bei Trockenheit beeinflusst. 2019 erhielt die HB4 Soja auch von den Landwirtschaftsbehörden der USA grünes Licht. Aktuell ist sie für den uneingeschränkten Anbau und die Vermarktung in den Vereinigten Staaten, Kanada, Brasilien, Argentinien und Paraguay zugelassen, die zusammen etwa 85 Prozent des weltweiten Sojahandels ausmachen.

Die uneingeschränkte Vermarktung von HB4 Soja-Saatgut in diesen Ländern wurde jedoch von der chinesischen Einfuhrgenehmigung abhängig gemacht, da China heute der grösste Importeur von Soja ist. Eine Verunreinigung mit einer nicht bewilligten gv-Sorte hätte verheerende Folgen für die amerikanischen Produzenten gehabt, wie sich in der Vergangenheit bei Kontrollen der chinesischen Zollbehörden gezeigt hatte. Ende April 2022 erteilte das chinesische Landwirtschaftsministerium die Genehmigung für den Import der gv-Sojabohnen. Noch ist aber unklar, wie sich die Importgenehmigung auf den grossflächigen Anbau der transgenen Soja in Nord- und Südamerika auswirken wird.

Gemäss dem Soja Netzwerk Schweiz gehen Schätzungen davon aus, dass 76 Prozent des weltweit angebauten Soja gentechnisch verändert sind. In den drei grössten Produktionsländern Brasilien, USA und Argentinien wurde im Jahr 2019 zu 96, 94 respektive 100 Prozent gentechnisch veränderte Soja angebaut, das meist eine Herbizidresistenz aufweist. Auf den dortigen Soja-Monokulturen werden daher auch grosse Mengen an Pestiziden eingesetzt – mit verheerenden Folgen für die Umwelt. In der Schweiz wird aktuell nur gentechfreies Soja importiert und stammt zu rund 80 Prozent aus Europa.

Genomeditierte Trockenheitstoleranz ohne Fremdgen

Die erste genomeditierte trockenheitstolerante Sojabohne, wurde im Mai 2022 in Brasilien von der Nationalen Kommission für technische Biosicherheit (CNTBio) zugelassen und im November des gleichen Jahres auch von der argentinischen Regierung. Da genomeditierte Sojabohnen keine Fremd-DNA enthalten, hatte das Landwirtschaftsministerium der Vereinigten Staaten bereits 2017 mitgeteilt, dass in den USA deren Anbau ohne weitere Prüfung zugelassen werde. Auch in Argentinien werden genomeditierte Pflanzen ähnlich beurteilt. Mit diesem Entscheid sparen sich die Unternehmen Millionen an Kosten für Zulassungen und Sicherheitsprüfungen, die bei einer Unterstellung unter die Gentechnikregulierung anfallen würden.

Es sei üblich geworden, dass Agrogentechnik-Unternehmen ihre Pflanzen bereits nach den ersten Laborversuchen zur Zulassung anmelden, schreibt der Informationsdienst Gentechnik. So wollen sie möglichst frühzeitig sicherstellen, dass ihre neu entwickelten Pflanzen für die Behörden in Süd- und Nordamerika als neue Gentechnik gelten und keine strenge Zulassung mehr brauchen.

Bis zum tatsächlichen Markteintritt der genomeditierten Soja wird es aber noch dauern. Ab 2023 werde GDM an verschiedenen Standorten in den USA Feldversuche durchführen. In Argentinien und den USA rechnet das Unternehmen mit dem Anbau in der Saison 2025/26 und Brasilien im Jahr danach. Denn die neue Sojasorte sei mit Pflanzen der gemässigten Klimazonen entwickelt worden und müsse erst noch an das tropische Klima in Brasilien angepasst werden.

Eindeutig erfolgreicher seien konventionelle Züchtungsverfahren, folgert der Informationsdienst Gentechnik. In Afrika sollen ohne Gentechnik entwickelte trockenheitstolerante Sojabohnen bereits im nächsten Jahr auf den Markt kommen.